Burnout Diagnose und Behandlung

Diagnose und Behandlung von Burnout

Zweiter Teil unserer Burnout Serie

Im zweiten Teil der Burnout-Serie spreche ich mit Carolin Setzer von souldelight – Tankstelle für Körper, Geist und Seele über das Thema „Burnout: Diagnose und Behandlung“, also was zu tun ist, wenn ich den Verdacht auf Burnout habe oder Symptome an mir erkenne, die auf ein Burnout hinweisen. Wohin soll ich mich wenden? Wer kann mir helfen? Wer stellt die Diagnose? Wie schaut die Behandlung aus?

Carolin war selbst Burnout-Betroffene und unterstützt nun andere Menschen als Burnout-Präventionstrainerin.

Im ersten Teil der Burnout-Serie haben wir über Burnout-Prävention und die Symptome eines Burnouts gesprochen. Hier geht es zum ersten Teil.

Wenn du lieber liest als ein Video anzuschauen, hier das Interview in schriftlicher Form.

Carolin, wo kann ich mir Hilfe holen bzw. an wen wende ich mich?

Carolin: Ein Burnout kann man nicht selbst diagnostizieren. Die Diagnose Burnout erstellt ein Psychiater. Wenn du also Symptome bemerkst, ist wahrscheinlich dein erster Weg zum Hausarzt. Dieser wird dich dann bei Bedarf an den Facharzt weiterverweisen. Es gibt einen psycholigischen Test, einen speziellen Burnout-Test, der weitere Hinweise liefern kann. Der Psychiater schaut sich an, wo stehst du gerade, wie kann er unterstützen, evtl. auch durch Medikamente.

Ich unterstütze meine KundInnen ja präventiv mit mentalen Übungen, Atemübungen, einfachen Yogaübungen, um wieder mehr Entspannung zu finden und sich selber wieder bewusster zu spüren.

Beim Arzt gibt es ein sehr ausführliches Anamnese-Gespräch, wo geklärt wird, wie stark sind die Symptome und wie stark beeinflussen diese das Leben.

Wenn die Burnout Diagnose steht, wie schaut dann die Behandlung aus?

Carolin: Der Patient wird vom Arzt krankgeschrieben und darin unterstützt, wieder mehr Ruhe und Entspannung im Alltag zu finden. Oft wird auch medikamentös unterstützt, z.B. wenn du unter Schlafproblemen leidest oder eine Depression diagnostiziert wird. Denn Schlafentzug belastet den Körper sehr und nimmt ihm viel Energie.

Es wird sehr sorgfältig geprüft, wie deine Krankheitsgeschichte aussieht, ob du evtl. schon vorher an Depressionen gelitten hast bzw. welche Vorbelastungen du schon hattest.

Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen, Perspektivenwechsel und mentale Ankerübungen tragen dazu bei, dass das Gehirn zur Ruhe kommt. Im Zustand eines Burnout ist es wichtig, den Körper mal runterzuholen, den Stresspegen zu minimieren und Seratonin zu produzieren. Dabei unterstützen Meditationen, Yoga und Achtsamkeit das Gehirn dabei, die Stresssignale zu minimieren.

Wichtig ist bei der Behandlung, dass man wieder lernt, für sich gut zu sorgen, dass man lernt, wie man mit gewissen Situationen anders umgeht.

Medikamente können zwar helfen und haben durchaus ihre Berechtigung; mit das Wichtigste aus meiner Sicht ist allerdings eine nachhaltige Verhaltensänderung in dein Leben einzuladen, denn was passiert sonst bei der nächsten Herausforderung. Als Adrenalinjunkie ist es besonders wichtig, dass man lernt mit diesen Situationen umzugehen, dass man lernt wie man auch in intensiven Phasen Zeit für sich einbauen und zwischendurch Pausen schaffen kann.

Ein Burnout bezieht sich niemals nur auf den Beruf. Es ist nicht der Job, der einen ausbrennen lässt, sondern mein Zugang mein Zugang / Umgang mit unterschiedlichen Situationen, der Anspruch, den ich an mich selbst habe, oftmals auch das Bedürfnis sich zu beweisen, die Suche nach Anerkennung, usw. All diese Aspekte ziehen sich meistens auch im Privatleben durch.

Gibt es verschiedene Stufen von Burnout?

Carolin: Burnout an sich ist ja bis jetzt keine Diagnose, sondern es wird eine Erschöpfungsdepression oder ähnliches vom Facharzt diagnostiziert. Und bei Depressionen gibt es unterschiedliche Stufen, es gibt eine leichte, mittlere und schwere Depression.

12 Burnout Phasen der Erschöpfung nach Dr. med. Vinzenz Mansmann

  1. Drang nach Anerkennung und übertriebener Ehrgeiz
    Der Betroffene erfüllt seine Aufgaben mit großer Begeisterung. Allerdings überfordert er sich oftmals dabei und setzt sich zu hohe Ziele.

  2. Übertriebene Leistungsbereitschaft

    Um den eigenen Ansprüchen zu genügen, wird noch mehr Energie aufgebracht und alles dafür getan den Ansprüchen doch noch gerecht zu werden. Das Gefühl, unersetzbar zu sein, steigt. Deshalb werden kaum Aufgaben abgegeben und Arbeitsentlastung findet kaum statt.

  3. Ausblenden der eigenen Bedürfnisse

    In dieser Phase tritt das Verlangen nach Ruhe, Schlaf und Regeneration immer weiter in den Hintergrund. Häufig nimmt der Konsum von Alkohol, Nikotin und Kaffee zu.

  4. Ausblenden von Warnsignalen und Überforderung

    Um weiterhin leistungsstark zu funktionieren, blendet der Betroffene alle Warnsignale und Anzeichen des eigenen Körpers aus. Unzuverlässigkeit und Fehler häufen sich im Arbeitsalltag.

  5. Verzerrtes Wahrnehmung der Realität
    Alte Grundsätze verlieren an Wert, Freundschaften und berufliche Kontakte, die vorher eher Entlastung und Unterstützung waren, werden nun mehr als Belastung empfunden. Die Wahrnehmung wird reduziert auf ein Minimum. Probleme in der eigenen Beziehung treten auf.

  6. Ausblenden von ersten Beschwerden

    Probleme häufen sich im Leben des Betroffenen und auch körperliche Beschwerden, wie Müdigkeit, Kopfschmerzen und Angst setzen ein. Jedoch werden diese Probleme ignoriert und ihnen kaum Beachtung geschenkt.

  7. Rückzugsphase

    Hoffnungslosigkeit breitet sich aus und verdrängt alle positiven Gefühle. Alkohol und Medikamente dienen häufig zur Ablenkung. Das soziale Umfeld wird als Bedrohung angesehen und als überfordernd empfunden.

  8. Beratungsresistenz baut sich auf

    Der Betroffene wird unflexibel im Denken und schränkt sich immer mehr ein, was sein eigenes Verhalten anbelangt. Kritik wird komplett zurückgewiesen und als Angriff auf die eigene Persönlichkeit empfunden. Er zieht sich immer weiter zurück.

  9. Entfremdung

    In dieser Phase fühlt sich der Betroffene sich selbst gegenüber fremd. Es kommt ihm vor, als würde er nur noch automatisch wie ein Roboter funktionieren ohne freien Willen.

  10. Innere Leere

    Mutlos und erschöpft bezwingt der Betroffene seinen Alltag. Angst und Panikattacken verfolgen den Betroffenen. Mitunter versucht er, seine Probleme mit Kauftouren und Fressorgien zu bewältigen.

  11. Auftretende Depressionen

    Dauerhafte Verzweiflung und Niedergeschlagenheit stellen sich ein. Andere Erkrankungen wie beispielsweise Magersucht können auftreten.

  12. Totale Erschöpfung

    Die andauernde geistige und körperliche Müdigkeit lähmt und beeinflusst das gesamte Leben: das Immunsystem ist geschwächt, die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Magen-Darm-Leiden steigt erheblich. Die Suizidgefahr ist in diesem Stadium am höchsten.

Ist eine Reha bei Burnout vorgesehen?

Carolin: Eine Reha ist keine Selbstverständlichkeit. Nicht jeder, der ein Burnout diagnostiziert bekommt, geht automatisch auf Reha. Es gibt ein ausgezeichnetes Angebot an Rehakliniken. Ich selbst war damals im Lebensressort in Ottenschlag auf Reha und kann es von Herzen empfehlen. In Österreich gibt es auch eine Mutter-Kind-Reha, vielleicht für Jungmütter interessant zu wissen. ES gibt auch ambulante Rehazentren, sog. Tageskliniken. Angepasst an die steigende Zahl der Burnout Fälle, gibt es auch ein steigendes Angebot. Dennoch gibt es noch lange Wartezeiten. Eine Reha muss über den Hausarzt oder Facharzt beantragt und begründet werden.

Die Reha für Burnout Patienten ist eine psychosoziale Reha, die in der Regel 6 Wochen dauert. Man hat Einzel- und Gruppentherapiesetzungen, wo es Mal-, Ergo-, Bewegungs- und Musiktherapie gibt. Es geht darum, den Patienten während der Reha wieder so aufzubauen, dass er nachher wieder in einen laufenden Betrieb einsteigen kann…ihn also wieder arbeitsfähig zu machen.

Die Rückfallquote bei Burnout ist sehr hoch, ca. 50%. Deswegen ist eben ein neuer Zugang zum Leben immens wichtig für Burnout Betroffene.

Über Carolin Setzer

Carolin Setzer

Zunächst als Architektin im Projektmanagement im In- und Ausland tätig, begann Carolin nach einem Burnout eine intensive Reise zu sich selbst. Mentaltraining und Yoga sind ihre wichtigsten Kraftquellen.  „Das größte Geschenk an meiner Arbeit als Stress & Burnout Präventions Trainerin  ist es, Menschen auf ihrem Weg zu mehr Achtsamkeit, Leichtigkeit, strahlenden Augen, einem herzlichen Lächeln und dem Öffnen längst vergessener Türen zu begleiten.“
Foto: Miriamblitzt

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