Pille ab 40?

Wie kann ich gelassener werden?

Welche Verhütungsmethode wird ab dem 40. Lebensjahr empfohlen? Ist die Pille ab 40 weiterhin geeignet? Was ist zu beachten? ExpertInnen geben Antworten.

Welche Verhütungsmethode wird empfohlen?

Nach meinem letzten Frauenarztbesuch fühlte ich mich schlecht. Nicht weil er eine schlechte Diagnose für mich hatte, sondern weil er mir einen Vortrag gehalten hat, dass ich über 40 nun nicht mehr die Pille verwenden sollte, die ich jahrelang verwendet habe.

Diesen Vortrag schmückte er mit Details aus über Venen, die nun nicht mehr so gut funktionieren, Herz-Kreislauf-Problemen, die ab diesem Alter auftreten usw. Ich fühlte mich elendig und mindestens um 10 Jahre gealtert.

Allerdings hat er damit die gewünschte Wirkung erreicht. Zu Hause angekommen habe ich mich im Internet auf die Suche nach alternativen Verhütungsmitteln gemacht. Und wie so oft bei derartigen Recherchen war ich nachher verwirrter als vorher. Also habe ich verschiedene ExpertInnen befragt, welche Verhütungsmethoden sie Frauen über 40 empfehlen. Und hier die Ergebnisse:

Die ideale Verhütung gibt es nicht

Der Klassiker: das Kondom © istockphoto, pederk
Der Klassiker: das Kondom © istockphoto, pederk

Monika Vucsak, Expertin für Verhütungsberatung am Frauengesundheitszentrum in Graz empfiehlt, sich vorab unabhängig beraten zu lassen: „Unsere Verhütungsberatung geht immer von persönlichen Werten, Lebensumständen, Alter, Partnerschaft, Sexualität und der jeweiligen Lebensphase einer Frau aus. Für Frauen ist es wichtig, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten zu kennen – dazu ist von Herstellerfirmen unabhängige Information nötig.

Frauen über 40 bietet der Markt verschiedene Verhütungsmittel. Grundsätzlich kommen in dieser Lebensphase zwei Faktoren zum Tragen:

1. Viele Frauen um 40 kennen ihren Körper besser als jüngere Frauen oder wollen ihn endlich kennen lernen – wollen etwa nach jahrelanger Pilleneinnahme keinen Eingriff in ihren Zyklus mehr.

2. Mit dem Alter steigt das Thromboserisiko. Dieses wird durch die Einnahme bestimmter Hormone, vor allem Östrogene, gesteigert. Weitere Risikofaktoren sind Rauchen und Übergewicht. Je mehr dieser Faktoren zusammenspielen, umso gefährlicher kann ein hormonelles Verhütungsmittel wie die Pille für eine Frau sein.

Für Frauen, die mit ihrem Körper vertraut sind oder es werden wollen, sind Barrieremethoden passend wie Diaphragma oder Kondome (die auch Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten darstellen und daher besonders für Frauen nach Trennungen, mit neuen oder wechselnden Partnern – wieder – interessant sind).

Auch natürliche Methoden der Verhütung gewinnen an Bedeutung (Kombination verschiedener Methoden: Temperatur messen, Beschaffenheit von Muttermund und Zervixschleim überprüfen; es gibt auch Verhütungscomputer). Diese Methoden funktionieren am besten bei einem geregelten Tagesablauf.

Viele Frauen haben ab 40 noch 10 – 15 fruchtbare Jahre vor sich, aber Kinderwunsch ist (bei den meisten) kein Thema mehr. Für diese Frauen und Männer ist die Sterilisation eine sichere Option.

Eine weitere hormonfreie Möglichkeit der Verhütung ist die Kupferspirale. Sie hat außerdem den Vorteil, dass sie 5 bis 8 Jahre getragen werden kann. Bei manchen Frauen kann die monatliche Blutung durch die Spirale stärker werden.

Hormonelle Verhütungsmittel (Pille, Pflaster, Vaginalring, Hormonspirale …) gelten als besonders sicher, haben aber Nebenwirkungen und Risiken. Am wenigsten gefährlich sind die Pillen mit wenig Östrogen (20 bis 30 Mikrogramm Ethinylestradiol) und mit dem Gestagen Levonorgestrel.

Aber selbst relativ niedrig dosierte Hormonpräparate erhöhen das Risiko für eine Venenthrombose. Es ist vier- bis achtfach so hoch wie bei Frauen, die keine Antibabypille einnehmen.“ (Gute Pillen – schlechte Pillen, Unabhängige Informationen zu Ihrer Gesundheit 6/2009)

Favorit: Hormonspirale

Ist die Pille ab 40 noch ein geeignetes Verhütungsmittel? © Allzweckjack/photocase.com
Ist die Pille ab 40 noch ein geeignetes Verhütungsmittel? © Allzweckjack/photocase.com

Dr. Andreas Nather, FA für Gynäkologie und Geburtshilfe bei Woman & Health in Wien rät: „Ab dem 40. Lebensjahr besteht ein klarer Trend hin zu östrogenfreien Verhütungsmitteln, da manche Publikationen ein erhöhtes Risiko für Herz/Kreislauf Erkrankungen sowie thrombembolische Komplikationen in diesem Lebensabschnitt mit der Pilleneinnahme (Östrogen/Gestagen) assoziieren.

Wir favorisieren diesbezüglich reine Gestagenpräparate wie die Hormonspirale Mirena.

Treten bei der Patientin im Laufe der Jahre dann Wechselbeschwerden auf, kann man zur Mirena sehr elegant Östrogene über die Haut applizieren und muss nicht zusätzlich eine Gestagentherapie geben.

Möchte die Patientin eine Pille, die sie schon lange nimmt und gut verträgt, weiter nehmen, kann man das thrombembolische Risiko mittels Bestimmung der sogenannten APC Resistenz in einer einfachen Blutuntersuchung abschätzen. Weiters muss man natürlich Zusatzfaktoren wie Familienanamnese, Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck etc. auch in die Risikoeinschätzung einbeziehen.“

Barrieremethoden oder Minipille

Elke Graf vom pro:woman Ambulatorium in Wien stellt die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten vor: „Verhütung ist für viele Frauen ab 40 ein neu zu überdenkendes Thema, da der Körper sich zu verändern beginnt und sich oft die äußeren Lebensumstände neu gestalten. Bzgl. Verhütung stehen der Frau einige Möglichkeiten zur Verfügung:

1) Barrieremethoden:

a) Das Kondom: für Frauen, die einerseits keine hormonellen Verhütungsmittel vertragen, oder zu sich nehmen wollen. Bei wechselnden Sexualpartnern stellt es einen Schutz gegen sexuell übertragbare Krankheiten dar.

b) Die Tubenligatur/ Sterilisation der Frau: ein ambulanter, laparoskopischer Eingriff für dauerhafte Verhütung; für Frauen, die keinen Kinderwunsch (mehr) haben.

c) Die Vasektomie/ Sterilisation des Mannes: die Samenleiter werden in lokaler Narkose durchtrennt, ebenfalls zur dauerhaften Verhütung und für Männer, die die Familienplanung abgeschlossen haben.

d) Das Diaphragma oder die Muttermundkappe (Femcap): die Größe wird von der Gynäkolog*in angepasst. Die Handhabung braucht etwas Übung. Zusätzlich muss eine spermizide (samenabtötende) Creme verwendet werden, die in Österreich in Apotheken oder auch aus dem Internet bestellt werden kann.

Diese Methoden können auch zur Verhütung verwendet werden, wenn sich die Frau für eine Hormonbehandlung während der Wechseljahre entschieden hat.

2) Intrauterin-Methoden:

a) die Kupferspirale: die Gynäkolog*in setzt sie in der ersten Tagen der Menstruation in die Gebärmutter ein und bleibt bis zu fünf Jahre im Körper.

b) Hormonspirale: ebenfalls von der Fachärzt*in einzusetzen, bleibt bis fünf Jahre in der Gebärmutter.

3) Hormonelle Methoden:
Die Gefahr einer Herz-Kreislauferkrankung nimmt mit steigendem Alter zu. Auch das Thromboserisiko (die Verlegung einer Vene durch ein Blutgerinnsel) steigt mit zunehmendem Alter. Sie entstehen aus einer Kombination von inneren (erblichen z.B: APC-Resistenz)) als auch äußeren (rauchen, zu wenig Bewegung,..) erworbenen Faktoren. Die APC-Resistenz kann durch einen Bluttest nachgewiesen werden. Die Pille erhöht das Risiko einer Thrombosenbildung.

a) die Minipille und die östrogenfreie Pille: können von Frauen (auch von Raucherinnen) über 40 eingenommen werden, das Thromboserisiko sollte jedoch überprüft werden.

b) Kontrazeptives Implantat: Kunststoffstäbchen, das von der Gynäkolog*in unter lokaler Narkose in den Oberarm eingesetzt wird. Bei bestimmten gesundheitlichen Problemen (schwere Lebererkrankung, usw.) nicht empfohlen. Ebenso nicht geeignet bei Thromboserisiko. Um die Verträglichkeit vorab zu testen, kann einige Monate die östrogenfreie Pille eingenommen werden, da die Nebenwirkungen ähnlich sind.

Bei beiden Methoden kann es zu unregelmäßigen Blutungen kommen, oder die Menstruation hört ganz auf.

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