Tipps gegen Stress in Zeiten von Corona
Gastkommentar von Psychologin Dr. Gabriele Lang über den Umgang mit Stress
Im ersten Lockdown war noch alles neu. Keiner dachte, dass die Phase von körperlicher Distanz samt Ausgangsbeschränkungen so lange andauern und uns so stark belasten würde. Doch der zweite Lockdown verursacht bei vielen von uns noch mehr Stress bzw. eine andere Art von Stress.
Jetzt „nein“ sagen lernen und Dinge sein lassen, die nichts bringen!
Menschen reagieren unterschiedlich. Je nach Belastungsgrad erreicht die oder der eine oder andere jetzt ein bedenkliches Niveau an Überforderung. Natürlich ist der erlebte Zustand abhängig von verschiedenen – privaten und beruflichen – Faktoren: habe ich Kinder, wie ist meine finanzielle Situation, was mache ich beruflich, wie gesund bin bzw. fühle ich mich, wie stabil sind meine sozialen Kontakte?
Was machen, wenn man einfach „nur“ überfordert ist?
Es gibt Momente, wo man nicht mehr kann oder nicht mehr will. Und dann ist das Wissen um Perfektion geradezu hinderlich. Perfektion in überfordernden Situationen ist einfach nur belastend. Wenn es zuviel ist, ist es zuviel. Dann hilft nur innehalten und sich die Frage stellen: was ist jetzt im Moment los? Was brauche ich gerade jetzt? Nicht in fünf Minuten oder einer Stunde. Nein, was brauche ich genau JETZT!
Wenn der Tank leer ist, dann ist die einzige Aufgabe, Energie zu tanken. Sonst gibt es kein Vorankommen. Und damit ist keinem geholfen. Wie in einer Notsituation im Flugzeug. Auch hier gibt man zuerst sich selber Sauerstoff und erst dann hilft man anderen.
Also Frage 2: Was oder wer kann mir helfen? Was gibt mir etwas mehr Energie und Kraft? Manchmal hilft einfach ein Schrei, eine Runde um den Häuserblock oder die Kinder für eine kleine Pause vor den Fernseher setzen. Vielen hilft, sich mit Menschen zu umgeben, wenn auch nur virtuell, die dabei unterstützen den eigenen Tank mit Energie zu füllen und die auch rechtzeitig darauf aufmerksam machen, wenn man zu viel von sich fordert.
Umsetzen und für den Rest einen Plan machen
Erste-Hilfe-Massnahmen sollten sofort und ohne Aufschub umgesetzt werden. Und für den Rest entscheiden, was ist wirklich wichtig und was dringend? Was ist überhaupt das Ziel? Nur das Wichtige und Dringende zur Erreichung des Zieles wird gleich erledigt, der Rest wird eingeteilt oder wenn möglich delegiert. Und Themen, die weder wichtig noch dringend sind: in den Mistkübel damit. Wann, wenn nicht jetzt starten wie damit „nein“ zu sagen und Dinge zu lassen, die nichts bringen.
Und last but not least: Situation annehmen
Ja, es ist anstrengend. Ja, es ist nervend. Aber der Fokus soll auf das gelenkt werden, was ich selbst verändern kann. Dinge, die gegeben sind, ändern zu wollen, ist sinnlos und kraftraubend.
Und bei dem Ganzen darf nicht vergessen werden, liebvoll zu sich selber zu sein. Wenn ich nicht liebevoll zu mir selber bin, warum sollte es jemand anderer sein? Im Moment schafft man eben nicht auch noch jeden Tag Sport, na und?
Zum Schluss noch ein paar stärkende Fragen für mehr positive Gedanken:
Wofür und wem bin ich in der Krisenzeit dankbar?
Was gibt mir aktuell Hoffnung?
Worauf bin ich stolz, dass ich es bewältigt habe?
Viel Kraft und Vertrauen!
Dr. Gabriele Lang
Über die Autorin
Dr. Gabriele Lang ist Psychologin und Expertin im Bereich der Entwicklung von emotionalen Kompetenzen.
Sie lebt und arbeitet in Wien und hat neben ihrer Unternehmensberatung Create Success mit Fokus auf Führungskräfte ein digitales Start-up UP’N’CHANGE gegründet.
Auf www.upnchange.com wird Unterstützung in Stresssituationen in Form von einfachen Online-Produkten für jederman und jederfrau geboten.