Coaching Serie: Hochstapler-Syndrom

Hochstapler-Syndrom: bist du betroffen?

Was, wenn wir unsere eigene Leistung nicht sehen können?


Wer seine eigene Leistung nie wirklich würdigen kann und Erfolge immer herunterspielt, ist möglicherweise vom Hochstapler-Syndrom betroffen. Die Angst, dass andere die eigene „Unfähigkeit“ erkennen, kann quälend sein. Die Druck, den du dir selbst machst, kann in chronischem Stress, totaler Erschöpfung, Depression und einem Burnout enden.

In diesem Beitrag zeigt Business- & Life Coach Alice Nilsson auf, was hinter dem Hochstapler-Syndrom steckt und warum manche Menschen, ihre eigene Leistung nicht sehen können.

Neulich, als Tina zu mir in die Praxis kam, machte ich eine interessante Entdeckung. Tina erzählte mir von einem Halbmarathon, den sie mit ihrer Freundin gelaufen ist. Sie war voller Stolz für ihre Freundin und lobte sie in höchsten Tönen. Ich konnte richtig spüren, wie cool sie es fand, dass ihre Freundin das geschafft hat.

Und als ich dann fragte: „Und du?“, sagte sie. „Ach, bei mir war das ja nur ein Zufall. Ich denke es war einfach Glück, dass ich ins Ziel gekommen bin“.

Tina hat einen tollen Job, verdient gut, ist erfolgreich, hat es sogar schon mit 34 in die erste Führungsebene geschafft – doch immer wieder macht sich eine unbestimmte Angst bemerkbar, dem allen gar nicht gerecht zu werden.

Statt ihren Erfolg zu genießen und sich selbstbewusst für ihre Leistung auf die Schulter zu klopfen, denkt sie:

  • ich verdiene diesen Job nicht.
  • ich bin nicht gut genug.
  • ich habe diese Position nur durch Glück oder Beziehungen bekommen.
  • ich muss mich noch mehr anstrengen, um dem Job gerecht zu werden.
  • irgendwann merken die anderen, dass ich nicht kompetent bin.

Tina kommt zu mir ins Coaching, weil sie immer wieder Panikattacken hat und erste Anzeichen eines Burnouts. Sie ist vom Impostor-Syndrom betroffen, das auch Hochstapler-Syndrom genannt wird, und möchte lernen ihre eigene Leistung zu würdigen und sich darüber zu freuen.

Vielleicht erkennst du dich in Tinas Verhaltensweisen wieder? Dann kann es hilfreich sein, Selbstzweifel und Verhaltensmuster zu hinterfragen und Schritt für Schritt zu ändern.

Wie kommt es zum Hochstapler-Syndrom?

Ursache für das Hochstapler-Syndrom ist in vielen Fällen eine Erziehung zum Perfektionismus. Wenn Kinder mit hohen Erwartungen der Eltern aufwachsen, haben sie oft das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Übermäßig hoch gesteckte Ziele, die nicht erreicht werden können, sind der Nährboden für Selbstzweifel.

Das soziale Umfeld kann auch im Erwachsenenalter einen enormen Leistungsdruck ausüben. Wenn im eigenen Freundeskreis gesellschaftliches Ansehen nur durch Leistung, Karriere und Erfolg akzeptiert wird, vergleichen sich viele Menschen permanent mit anderen. Menschen, deren Selbstwertgefühl sich nur durch Lob und Anerkennung von außen aufbaut, sind häufig vom Hochstapler-Syndrom betroffen.

Das Paradoxe daran: In Wahrheit ist dieses Verhalten genau das Gegenteil von einem Hochstapler. Denn Hochstapler sind Blender, die große Reden schwingen, jedoch wenig leisten.

Vom Hochstapler-Syndrom hingegen sind höchst kompetente Menschen betroffen, die tolle Arbeit liefern. Sie reden Ihre großartige Leistung klein, akzeptieren kein persönliches Lob und halten das Gelingen Ihrer Arbeit für reine Glückssache.

Was kannst du gegen das Hochstapler-Syndrom tun?

Vielleicht hast du gerade zum ersten Mal vom Impostor-Syndrom gehört oder erkennst dich in diesem Verhaltensmuster wieder. Dann habe ich hier ein paar Tipps für dich:

  1. Stärke dein Selbstbewusstsein
    Vielleicht bestimmen negative Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug“, „Ich verdiene das nicht“ dein Leben. Dann arbeite bewusst daran, diese Glaubenssätze in positive umzupolen, um dein Selbstbewusstsein zu stärken.
  2. Gut ist gut genug
    Dein Perfektionismus treibt dich an, Höchstleistungen zu bringen. Die erwartest du jedoch nur von dir selbst. Für andere zählt schon das erzielte Ergebnis, ohne Perfektion. Manchmal reicht es einfach, wenn die Aufgabe erledigt ist. Es muss nicht immer eine Eins Plus mit Stern sein.
  3. Wowww
    In deiner Wahrnehmung überschatten die wenigen kleinen Misserfolge die vielen Erfolge. Hier kann ein kleines Notizbuch helfen. Schreib dir mal alle grossen und kleinen Erfolge auf, die du jeden Tag erzielst. Wenn du es Schwarz auf Weiß vor dir siehst, erkennst du wahrscheinlich erst, wie erfolgreich du wirklich bist.
  4. Lob und Anerkennung annehmen
    Wenn jemand ein Lob oder Kompliment ausspricht, nimm es an. Du verdienst es. Auch wenn du (noch) nicht davon überzeugt bist. Rede deine Leistung nicht mehr klein. Akzeptiere, dass du gut bist, so wie du bist.

Die weiteren Teile unserer Coaching-Serie:

>> Warum ein Business- oder Life Coaching für dich Sinn machen könnte.
>> Mut zur Veränderung
>> Grenzen setzen
>> Der innere Kritiker
>> Das passende Lebensmodell für mich
>> Toxischer Müll
>> Vor Energievampiren schützen
>> Happy Money Mindset
>> Situationship
>> Positive Ausstrahlung
>> Co-Abhängigkeit Teil 1
>> Co-Abhängigkeit Teil 2
>> Selbstwert
>> Gelungenes Weihnachtsfest
>> Gute Vorsätze und Umsetzung
>> Insights mit 30
>> Kontrollverlust
>> Neues Team
>> Richtig Manifestieren

Titelbild: © airdone/Getty Images via canva.com

Ähnliche Beiträge