Kinderwunsch: so klappt es mit dem Schwanger werden

Kinderwunsch - so klappt es mit dem Schwanger werden

Wann ist der richtige Zeitpunkt für Nachwuchs? Was tun, wenn es nicht gleich funktioniert? Wie lange sollte man warten oder hätte man nicht schon längst professionelle Hilfe in Anspruch nehmen müssen? Bis zu welchem Alter ist eine Schwangerschaft möglich? Diese Fragen stellen sich viele Paare, wenn es um das Thema Kinderwunsch geht.

Die Gynäkologin Dr. Nathalie Ott von der Kinderwunschklinik Dr. Pavlik erläutert in diesem Beitrag, wann der richtige Zeitpunkt für den Kinderwunsch ist, wann eine Kinderwunschbehandlung in Frage kommt und worauf Paare bei der Planung ihres Kinderwunschs achten sollten.

Der richtige Zeitpunkt für den Kinderwunsch

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Kinderwunsch-Expertin Dr. Nathalie Ott

Biologisch ist das beste Alter für eine Schwangerschaft zwischen dem 20.- und dem 30. Lebensjahr, da ab dann die Anzahl und Qualität der Eizellen bis zum 50. Lebensjahr kontinuierlich abnehmen. Für viele Menschen ist es jedoch in diesem Alter auf Grund der Lebenssituation (Beruf, Partnerschaft, Lifestyle), nicht möglich oder sinnvoll, ihren Kinderwunsch zu erfüllen.

Daher liegt das Durchschnittsalter der Erstgebärenden in Österreich bei etwa 31 Jahren – mit steigender Tendenz. Der Kinderwunsch sollte in einer Partnerschaft prinzipiell schon vor dem 30. Lebensjahr thematisiert werden. Mit zunehmendem Alter nimmt die Zahl der spontanen Schwangerschaften ab und die Anzahl der Frühgeburten zu.

Über dem 40. Lebensjahr sinken die Chancen für eine Schwangerschaft deutlich. In etwa drei Jahre vor der natürlichen Menopause (ca. 51 Jahren) liegt die Wahrscheinlichkeit, ein gesundes Kind zu bekommen, bereits bei unter einem Prozent.  

Ungewollte Kinderlosigkeit: Kein seltenes Phänomen

Ungewollte Kinderlosigkeit ist ein häufiges Phänomen  – in Österreich ist etwa jedes zehnte Paar betroffen. Ca. 2,5 Prozent aller Neugeborenen kommen mit Hilfe reproduktionsmedizinischer Maßnahmen auf die Welt.

Das heißt, dass in einer Schulklasse mit 30 SchülerInnen im Durchschnitt ein Kind sein Leben einer künstlichen Befruchtung zu verdanken hat. Daran ist zu erkennen, wie sehr dieses Thema in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen ist. 

Was Paare tun können, um die Chancen zu verbessern

Frauen mit Kinderwunsch sollten sich frühzeitig mit ihrem natürlichen Zyklus vertraut machen. Viele haben keinen regelmäßigen Zyklus, aber dennoch Eisprünge (Ovulationen). In diesen Fällen können die bewährte Temperaturmethode, Ovulationstests oder auch Zyklus-Apps hilfreich sein, die fruchtbaren Tage herauszufinden.

Jedes Paar hat die Möglichkeit, die Fruchtbarkeit (Fertilität) durch einen gesunden Lebensstil zu verbessern. Übergewicht, aber auch extremes Untergewicht verschlechtern maßgeblich die Zahl der Schwangerschaften und Lebendgeburten. In Folge extremen Über- oder Untergewichts kommt es häufiger zu unregelmäßigen Zyklen, fehlenden Eisprüngen (Anovulation), aber auch das Risiko einer Frühgeburt ist dabei deutlich erhöht.

Oft verzichten Frauen erst in einer Schwangerschaft auf das Rauchen, jedoch wissen viele Paare nicht, dass der Zigarettenkonsum auch vor der Schwangerschaft bei Frauen und Männern die Fruchtbarkeit drastisch reduziert. Denn sowohl die Qualität der Spermien, aber auch der Eizellen ist durch das Rauchen vermindert.

Auch übermäßiger Alkoholkonsum verschlechtert die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft. Hingegen kann mit Sport und regelmäßiger körperlicher Betätigung eine Verbesserung der Fruchtbarkeit erzielt werden. 

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Normalerweise stellt sich nach 12 Monaten ungeschütztem Geschlechtsverkehr eine Schwangerschaft ein. Danach sinken die Chancen, spontan schwanger zu werden, deutlich. Ist eine Ursache für eine ungewollte Schwangerschaft bekannt wie z.B. ein Eileiterverschluss oder fehlende Spermienproduktion (Azoospermie) ist es ratsam, sofort medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Auch ab dem 35. Lebensjahr, beispielsweise in Kombination mit einer Endometriose, kann es sinnvoll sein, schon deutlich früher eine Kinderwunschklinik aufzusuchen. 

Die ersten Abklärungsschritte werden meistens mit der Gynäkologin/ dem Gynäkologen besprochen. Es erfolgt eine Blutabnahme bei der Frau und eine Spermienuntersuchung (Spermiogramm) beim Mann. Außerdem kann es sinnvoll sein, die Eileiter mittels Durchgängigkeitsprüfung zu untersuchen.

Mittlerweile gibt es ein breites Spektrum an Behandlungsmethoden für Kinderwunschpaare. Je nach Ausgangslage wird in einem persönlichen Gespräch mit dem Paar die beste Therapiemöglichkeit besprochen. Manchmal reicht es aus, den Eisprung mittels Ultraschall zu überwachen (Follikelmonitoring). In einigen Fällen jedoch führt nur eine künstliche Befruchtung (IVF/ICSI) zu einer Schwangerschaft.  

Die 10 wichtigsten Tipps zur Verbesserung der Fruchtbarkeit

  1. Richtig schlafen
    Ein regelmäßiger Schlafrhythmus sowie nicht zu wenig und nicht zu viel Schlaf beeinflussen die Fertilität positiv. Die optimale Schlafdauer liegt bei sieben bis acht Stunden. Ein unregelmäßiger Schlafrhythmus wirkt sich negativ auf das Hormonsystem aus und senkt die psychische Belastbarkeit, wohingegen zu viel Schlaf die innere Uhr und damit auch hormonelle Rhythmen durcheinanderbringt. 
  2. Gesunde Ernährung
    Ausreichend vitaminreiches Obst und Gemüse sowie Omega-3-Fettsäuren, die in manchen Ölen, z.B. Lein-, Raps- oder Olivenöl, in Nüssen sowie in Fisch reichlich vorkommen, sind für die Schwangerschaft und Kindesentwicklung förderlich. Möglichst vor Eintritt einer Schwangerschaft sollten 800 Mikrogramm Folsäure täglich eingenommen werden. Dies hilft jedoch nicht beim schwanger werden oder bleiben, sondern trägt dazu bei, dass mehr gesunde Kinder auf die Welt kommen.
  3. Viel trinken
    Nur so können alle Stoffwechselprozesse im Körper optimal ablaufen. Am besten eignen sich Wasser, ungesüßter Tee oder verdünnte Fruchtsäfte.
  4. Über- und Untergewicht vermeiden
    Der sogenannte „Body Mass Index“ (BMI) sollte optimalerweise zwischen 20 und 25 (kg/m²) liegen. Übergewicht hat bei Frauen negative Effekte auf den Eisprung, auf die Entwicklung von Eizelle und Embryo, das Risiko einer Fehlgeburt sowie auf die Gebärmutterschleimhaut; bei Männern setzt Übergewicht die Fruchtbarkeit herab.
     
  5. Ausreichende, aber nicht exzessive Bewegung
    Gesundheit und Wohlbefinden sind der Fertilität zuträglich. Daher ist regelmäßige Bewegung sinnvoll – zu hohe Belastung dagegen nicht. Starke körperliche Belastung kann bei Frauen etwa die Entwicklung der Eizellen in den Eierstöcken negativ beeinflussen.
  6. Regelmäßiger Sex
    Sex ist natürlich notwendig, wenn die Frau schwanger werden will (empfohlen wird etwa zweimal pro Woche bei Kinderwunsch) – regelmäßiger Sex kann aber auch die Fruchtbarkeit erhöhen. So fördert er die Spermienqualität beim Mann.
  7. Rauchen, Alkohol und Koffein reduzieren
    Rauchen hat zahlreiche negative Einflüsse auf die Fruchtbarkeit. Zigarettenrauch enthält eine Vielzahl toxischer Substanzen und kann den Menstruationszyklus sowie die Eizellreserve und -qualität stören. Beim Mann reduziert Rauchen die Samendichte und -qualität. Durch die starke Leberbelastung aufgrund von Alkohol kann bei Frauen der Eisprung im natürlichen Zyklus ausbleiben. Beim Mann führt erhöhter Alkoholkonsum zur Verschlechterung der Samenqualität. Koffein kann vor allem bei Frauen den Hormonhaushalt durcheinanderbringen. Empfehlenswert sind maximal ein bis zwei Tassen Kaffee oder schwarzer Tee am Tag.
  8. Stress abbauen
    Stressreduktion kann die Fruchtbarkeit steigern. Durch das bei Stress verstärkt gebildete Hormon Adrenalin wird die Blutversorgung der inneren Organe, wie auch von Eierstock und Gebärmutter, reduziert. Stress kann auch dazu führen, dass die Einnistung des Embryos behindert wird. 
  9. Kunststoff-Weichmacher und Umweltgifte reduzieren
    Der Weichmacher Bisphenol A ist dem Östrogen ähnlich und stört den Hormonhaushalt. Frauen sollten daher versuchen, die Belastung mit Weichmachern zu reduzieren und beispielsweise Papierverpackungen und Glasflaschen vorzuziehen. Auch die Belastung durch Umweltgifte lässt sich reduzieren. Dazu gehören der Verzehr biologischer Lebensmittel, die Nutzung unbehandelter Kleidung und Möbel, gründliches Waschen von Obst und Gemüse sowie von neuer Kleidung vor dem ersten Anziehen oder der Einsatz milder Reinigungsmittel. Auch auf neue Amalgamfüllungen sollte man möglichst verzichten. 
  10. Hohe Außentemperatur bei Männern
    Die optimale Temperatur für die Spermienproduktion im Hoden liegt etwa 2°C unter der Körpertemperatur. Starke Hitzebelastungen wie beispielsweise die übermäßige Nutzung der Sitzheizung während der Autofahrt, exzessive Saunagänge oder unreguliertes Fieber sind daher zu vermeiden. 

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