Buchrezension: Göttinnensturz von Anni Bürkl
„Göttinnensturz“ von der Wiener Autorin Anni Bürkl erzählt von einer mysteriösen Mordserie im Ausseerland.
Das wunderschöne Salzkammergut, das Narzissenfest, eine eingeschworene Dorfgemeinschaft und plötzliche Todesfälle. All das steht im Mittelpunkt von Berenikes Leben im Ausseerland. Sie betreibt einen Teesalon und führt eine Beziehung mit dem später ermittelnden Kriminalpolizisten Jonas Lichtenegger.
Bei einem Sparziergang mit ihrer Freundin Ellen am Wolfgangsee finden die beiden eine Leiche im Wasser. Die Dirndlschürze hat sich verdächtig um den Hals der Toten geschlungen und bei der Leiche handelt es sich auch noch um eine Mitorganisatorin des heiß debattierten Narzissenfestes, mit der Berenike am Abend zuvor eine Auseinandersetzung hatte.
Als im Laufe der Zeit noch mehr Dorfbewohner ermordet aufgefunden werden, die alle mit dem Narzissenfest in Verbindung stehen, nehmen die Ermittlungen und Geschehnisse ihren Lauf. Hobby-Sherlock-Holmes Berenike beginnt nach einer Beziehungskrise mit ihrem Jonas auf eigene Faust ihre Ermittlungen und wird immer weiter in die Mordserie verstrickt.
Die Nazi-Zeit bzw. die Diskriminierung von Juden spielt in diesem Roman eine immer wiederkehrende Rolle, das Dorfleben, zwischenmenschliche Beziehungen und auch das Narzissenfest und seine fest verankerten Traditionen stehen im Mittelpunkt des Geschehens.
Berenike gibt immer wieder kurze Einblicke in ihr Leben als Eventmanagerin vor der Eröffnung des Teesalons und ihrem Leben im Ausseerland, einen Überfall auf ihre Person und vorallem ihre familiären Hintergründe und ihre daraus resultierende Abneigung gegenüber Nazis.
Zu Beginn muss man sich an den Schreibstil mit seinen sehr „österreichischen“ Ausdrücken gewöhnen, findet sich jedoch sehr schnell rein. Die private, berufliche und soziale Situation von Berenike ist am Anfang sehr verwirrend, wenn man die 3 Vorgängerromane nicht kennt. Der ständige Einwurf der Nazi-Zeit und ein Rückblick auf einen Überfall auf ihre Person stehen einfach so im Raum und werden nicht detailliert beschrieben oder erklärt. Man bleibt diesbezüglich im Dunkeln.
Auch die eigenständigen Ermittlungen von Berenike sind für mich sehr laienhaft und definitiv unrealistisch. Kein Dorfbewohner spaziert ungehindert zu einem Tatort und sieht sich dort unbehelligt einfach mal um, um sich selbst eine Meinung zu bilden. Gemeinsam mit Ellen macht sie sich beispielsweise zum finalen, für mich aber sehr übertriebenen, Show-Down auf und steht dann plötzlich ganz allein dem Mörder gegenüber. Wo Ellen abgeblieben ist, bleibt für den Leser ungewiss. Man hat als Leser das Gefühl, es sollte einfach schnell ein Ende her, ohne Rücksicht auf vorherige Geschehnisse oder einer gewissen Logik.
Auch die Verbindung zwischen Berenike und dem Mörder wird nie wirklich klar und auch das Ende ist für mich mehr als unbefriedigend.
Trotz der zwischenzeitlichen Spannung und genügend Mordopfern ist das Buch „Göttinnensturz“ für mich kein Krimi, der nach einem nächsten Teil schreit. Sowohl das Beziehungshin und -her, die nicht nachvollziehbaren Ermittlungen und oft für den Leser zusammenhangslosen Vorkommnisse sowie das nüchterne Ende haben mich das Buch mit einem enttäuschten Gesicht schließen lassen.
Göttinnensturz
von Anni Bürkl
280 Seiten
Erschienen: Juli 2013
ISBN 978-3-8392-1419-0
Preis: 9,99 €