Buchrezension: PALAST DER SCHATTEN von Dagmar Fohl
Historischer Kriminalroman
Eine perfekte Beschreibung eines kleinen Kinos zu Stummfilmzeiten und gleichzeitig die Flucht einer Frau in der Vorkriegszeit.
Als sich Carla im Kino bewirbt, passiert wieder einmal das Wunder der Liebe auf den ersten Blick. Wenn der von ihr geliebte Theo jedoch etwas von ihrer Vergangenheit wissen will, ist Carla unendlich verschlossen. Für alle Fans des Klavierspiels gibt es viele erwähnte bekannte Stücke, die Carla bei den Filmvorführungen darbietet. Einzig fehlend anfangs ist die genauere Beschreibung der Hauptdarsteller, man kann sich im Kopf kein Bild von ihnen ausmalen.
Ausbruch des 1. Weltkrieges, Carla kann ihre Vergangenheit nicht preisgeben und leidet unendlich darunter, Theo zieht in den Krieg.
Wie ich befürchtet hatte, gab es auch eine Schilderung einer Schlacht mit Beschreibung der verstümmelten Leichen. Man lernt daraus auch, dass nicht die äußerlich sichtbaren Verwundungen schwerer wiegen, sondern die verwundete Seele unbeschreiblich verletzt bleibt. Auch aus der Pulverfabrik, wo viele zurückgelassene Frauen arbeiten müssen, gibt es schlimme Schilderungen.
Plötzlich erfährt man von der Vergangenheit von Carla, während Theo in der Nervenheilanstalt Schlimmstes durchlebt, die Schilderungen von der Anstalt werden immer grauenvoller, wirr und wirrer und Carla kämpft um Essen. Zu diesem Zeitpunkt erfährt man auch mehr von Carlas Vergangenheit.
Das Hungern und die Verstörtheit der heimgekehrten versehrten Kriegsteilnehmer werden immer massiver geschildert bis hin zum überraschenden Ende der Hauptdarsteller Carla und Theo.
Wer sich gerne und freiwillig mit dem Leben während des Ersten Weltkrieges auseinandersetzen möchte, ist mit diesem Buch sicher gut bedient, man erfährt was Hunger ist und wie ein Kriegstrauma entsteht.
Palast der Schatten
von Dagmar Fohl
erschienen im Gmeiner Verlag
ISBN 978-3-8392-1461-9gelesen von Doris