Buchtipp: Kerls! von Angelika Hager

Susanne hat das neue Buch von Angelika Hager gelesen.

Angelika Hagers Reiseführer durch das Männerland

„Männer verlassen ihre Ehefrauen zu einem hohen Prozentsatz nur dann, wenn bereits eine neue Hemdenbüglerin in den Startlöchern steht“. So wird die berühmte Wiener Scheidungsanwältin Helene Klaar in dem neuen Buch „Kerls!“ von Angelika Hager zitiert.

Ich gebe zu, ich liebe alles was Angelika Hager schreibt. Ihre Kolumnen unter dem Pseudonym Polly Adler, ihre journalistischen Beiträge für das Profil und vor allem ihre Bücher. Vor vier Jahren hat sie in  „Schneewittchenfieber“ messerscharf und sehr pointiert analysiert, warum der Feminismus auf die Schnauze gefallen ist und uns das Retro-Weibchen beschert hat.  Wer mit offenen Augen durch Stadt und Land geht, wird auch feststellen, dass uns inzwischen nicht nur Retro-Weibchen, sondern auch viele neue Männer-Typen beschert wurden. Welche mit viel Bart oder gänzlich ohne. Welche mit viel Haar und Knödel oder gänzlich glatt geschoren. Die einen sind zutätowiert von oben bis unten, bei anderen weißt  du wieder nicht, ob ihr Styletyp Retro-Hipster ist oder sie einfach noch immer die Kleidung auftragen, die ihnen die Mutti in den 80ern schon kredenzt hat.   

Das Spielfeld ist sehr unübersichtlich geworden. Doch nicht nur für uns Frauen. Auch die „Kerls!“ selbst, wie sie Angelika Hager in dem Buch beschreibt, sind auf Identitätssuche. Das Buch versteht sich nicht als Ratgeber, sondern als eine Art Reiseführer durch die neuesten Erkenntnisse im Männerland. Ein sehr spannender und unterhaltsamer Reiseführer.

Setzt eine Erektion das Denken außer Kraft?

Auch auf diese Fragen soll das Buch Antworten geben oder auf die Frage, warum sich Männer dreimal so häufig umbringen wie Frauen. Oder wie Mütter ihren Söhnen am besten erklären, wie ein Mann zu sein hat. Es geht um Haarknödelmänner die Quinoa-Salate zaubern, aber auch um den #MeToo-Hurricane, dem das Kapitel „die entglittene Jagd auf sexistische Saurier“ gewidmet ist.   

Für das Buch hat Angelika Hager unglaublich viele Gespräche mit unterschiedlichsten Experten, aber auch Gewalttätern, Inhaftierten oder Obdachlosen geführt. Es ist interessant und ich habe ständig dabei zum Handy gegriffen, um  weitere Details über bestimmte Geschichten aus dem Buch nachzulesen. Zum Beispiel als vom Paar-Typus „Drama-Junkies“ die Rede war, wie bei Liz Taylor und Richard Burton. Nach zahlreichen Trennungen soll Richard Burton am Sterbebett, trotz neuer Frau, nach Liz Taylor gerufen haben. „Ich wünschte, die fette Schlampe wäre hier.“ Was für eine Liebeserklärung!?!

Ich selbst habe eine Tochter und der Gatte trägt zum Glück nur bügelfreie Hemden. Also insofern könnte ich mich entspannt zurücklehnen und die Kerls Kerl sein lassen. Zumal mein Mann mit einem damals sehr untypischen Männerbild aufgewachsen ist. Bei ihm daheim war es auch schon in den 70er Jahren völlig normal, dass der Vater von der Arbeit auf der Post heimgekommen ist und trotzdem noch selbst seine Hemden gebügelt hat. Dabei ist ihm kein Zacken aus der Krone gefallen. Maximal Asche von der Tschick.

Aber irgendwann wird auch meine Tochter einen Typen heimbringen. Und da hilft es gut, wenn man im Männerland auf dem Laufenden bleibt. So wie auch Angelika Hager das Buch ihrer Tochter widmet: „Für Stella und all die Männer, denen sie noch begegnen wird“.
Cover Kerls!Kerls!
von Angelika Hager
erschienen im Verlag Kremayr & Scheriau
ISBN: 978-3-218-01126-6

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