Beziehungsprobleme: Richtig mit Männern reden

Beziehungsprobleme: Richtig mit Männern reden

Interview mit der „Männerflüsterin“ Regina Swoboda

Die Kommunikation zwischen Mann und Frau ist ja oft nicht ganz einfach. Frauen haben oft das Gefühl, dass die Männer nicht richtig zuhören und ihre Anliegen nicht richtig verstehen. Männer hingegen beklagen sich oft, dass Frauen sich nur beschweren und kritisieren. Oft reden Männer und Frauen aneinander vorbei. Sie scheinen in punkto Kommunikation einfach anders zu ticken.

Women30plus sprach mit Regina Swoboda, Beziehungsexpertin, Trainerin und Autorin über die Kommunikation zwischen Mann und Frau und wie man mit einfachen Tipps die Beziehung retten kann.

Die Kommunikation zwischen Mann und Frau ist nicht immer einfach; Bildquelle: Dragon30/photocase.com
Die Kommunikation zwischen Mann und Frau ist nicht immer einfach © Dragon30/photocase.com

Regina Swoboda, worin liegen diese Beziehungsprobleme begründet?

Regina Swoboda, Autorin des Buchs 'Die Raffinesse einer Frau'
Regina Swoboda, Autorin des Buchs ‚Die Raffinesse einer Frau‘

Swoboda: Wie wir bereits wissen, „ticken“ Frauen und Männer sehr unterschiedlich. Frauen reden viel, aber sagen nicht klar, was sie von den Männern wollen. Sie denken, dass die Männer dies aus dem Gesagten schlussfolgern, aber die Männer können dies nicht.

Es liegt im Wesen der Männer, den Frauen gerne die Wünsche zu erfüllen. Allerdings brauchen sie viel Anerkennung und klare Ansagen. Viele Frauen haben die Kunst verlernt, Ihre Wünsche beim Mann im geeigneten Moment klar und ohne Druck zu äußern.

Dadurch machen sich bei den Frauen Zweifel breit, dass ihre Anliegen gehört werden und sie resignieren oft bereits im Vorfeld oder üben unbewusst Druck aus.

Frauen fällt es zudem leichter, dem Mann zu sagen, was sie nicht wollen oder was ihnen an ihm missfällt, als ihm zu sagen, was sie stattdessen haben wollen oder was er gut macht. 

Wie kann man diesen Teufelskreis durchbrechen und eine konstruktive Kommunikation einführen?

Swoboda: Zuerst ist es wichtig, dass Frauen sich klar werden, dass sie den Ton in Beziehungen angeben. Dies ist eine alte Weisheit, die aber viele Frauen vergessen haben. Aber: Die Spermie folgt dem Ei und nicht umgekehrt. 

Frauen haben sich die letzen Jahre auf das Spielfeld der Männern begeben und eine männliche Kommunikation übernommen. Diese Art Kommunikation funktioniert gut unter Männern, aber Frauen erreichen bei Männern viel mehr durch eine weibliche, entspannte Art der Kommunikation: Wertschätzend, spielerisch, leicht, kreativ und vom Herzen her. 

Wie schaffe ich es als Frau weniger emotional in einem Gespräch zu reagieren?

Swoboda: Da Frauen sehr emotional sind, vermischen sie oft ihre Ängste, Befürchtungen oder auch Hoffnungen mit dem tatsächlich Gesagten. Sie „interpretieren“ also das Gesagte und färben es je nach Gefühlslage positiv oder negativ ein.

So hören sie oft nicht, was der Mann tatsächlich gesagt hat und erscheinen den Männern dadurch so irrational und kompliziert. In meinen Seminaren üben die Teilnehmerinnen, die Realität von der Interpretation zu trennen.

Hier ein Beispiel aus meinem Buch „Die Raffinesse einer Frau – Werden Sie Männerflüsterin“
Wir kannten uns knapp zwei Monate. Es war bereits eine heiße Liebe zwischen uns. Eine, mit großer Zukunftsperspektive. Ich wollte das Leben mit ihm teilen. Ich wusste: Dieter ist der richtige! Endlich!

Ich wusste auch, dass Dieter noch verheiratet war. Sein offizieller Status: „getrennt lebend“. Das war ein wunder Punkt bei mir. Denn alle Männer, die bisher in meinem Leben eine Rolle gespielt hatten, waren nicht bindungswillig.  Ich fragte ihn, wann denn die Scheidung stattfindet. Er sagte: „Gar nicht.“

War auch dieser Mann für mich ein Fehlgriff?  Ich fragte nach. Und er sagte sehr deutlich: „Es ist noch nicht so weit, dass wir über Heirat reden. Also gibt es auch keinen Grund für mich, die Scheidung einzureichen. Schon wegen der Steuer nicht.“

Ich rannte ins Schlafzimmer, warf mich aufs Bett und heulte mir die Augen aus. Aber zum Glück hatte ich schon einige Erfahrung mit Coaching-Techniken. Deshalb gelang es mir, bald wieder klare Gedanken zu fassen.  Eines der wesentlichen Werkzeuge im Bereich der Kommunikation ist, Realität und Interpretation zu unterscheiden.

Was also war bei uns wirklich passiert? Dieters Nachricht für mich war: „Es gibt jetzt keinen Grund, die Scheidung einzureichen.“ Er hatte nicht gesagt, dass er mich nicht liebt. Er hatte nicht gesagt, dass er das Leben nicht mir verbringen will. Er hatte nicht gesagt, dass er mich niemals heiraten werde. Er hatte auch nicht gesagt, dass er sich von mir trennen will. 

Aber all das war als Botschaft bei mir angekommen. Meine Wahrnehmung orientierte sich nicht an der puren Information. Mein Wert war die Romantik, daran habe ich seine Aussage gemessen. Und meinen Wert auch als den besseren, den wichtigeren empfunden. 

Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, ging ich zu ihm. Nun konnte ich ihm begründen, was hinter meiner Reaktion stand: „Weißt Du, ich bin frei für Dich und möchte, dass Du auch für mich frei bist.“ Es sei für mich eine belastende Situation, wenn wir zum Beispiel zusammen auf eine Party gehen und jemand fragt ihn: „Wie geht’s denn Deiner Frau?“ Oder wenn er erzählt: „Ich habe mit meiner Frau ein Haus gebaut.“ 

Er verstand mich jetzt, wollte über die Scheidung nachdenken, sich aber keinen Termin diktieren lassen. „Über welchen Zeitraum sprechen wir dabei?“ fragte ich.  Er sagte: „Ende des Jahres.“ Damit konnte ich leben. Es war Mai. Und er hat sein Wort gehalten. Wir sind längst verheiratet.

Wie äußere ich am besten konkrete Wünsche, die ich an meinen Partner habe?

aneinander vorbeireden
Wer aneinander vorbei redet, bekommt Stress in der Beziehung, Rido – fotolia.com

Swoboda: Da Männer keine Gedanken lesen können, ist es sehr wichtig, dass die Frauen ihre Wünsche äußern. Allerdings verfallen viele Frauen dabei in Nörgelei oder machen Druck und erreichen genau das Gegenteil von dem was sie wollen. Beziehungsprobleme sind so vorprogrammiert.

Weise Frauen äußern ihre Wünsche klar, direkt, und ohne Erwartungsdruck. Sie sprechen anerkennend und positiv und geben dem Mann die Möglichkeit, frei zu wählen, wie er reagiert. Wenn wir die Männer so wertschätzen, geben sie uns gerne was wir wollen.

Hier ein Beispiel von Clara, eine meiner Kundinnen: Clara hatte den Wunsch, in eine andere Stadt umzuziehen. Aber weil ihr Mann eine Praxis am jetzigen Wohnort hatte, sprach sie zu Hause nicht über ihren Wunsch. Sie war sicher, dass es sinnlos sei. Nur ein paar vage Andeutungen hatte sie gemacht.

Nach dem Seminar fand sie den Mut zur Klarheit und sagte zu ihrem Mann: „Ich weiß, Du hast Dir hier vieles aufgebaut und lebst gerne hier. Aber bei mir wird der Wunsch immer größer, in meine Heimatgegend zu gehen und dort unser Nest zu bauen. Ich möchte gerne bei Dir sein, aber fühle mich in dieser Stadt nicht glücklich. Was können wir tun?“ Zuerst reagierte der Ehemann sehr verhalten.

Statt Enttäuschung zu zeigen, blieb Clara mit ihm freundlich und verbunden. Am nächsten Morgen kam er und nahm sie in den Arm. Er sagte: „Wenn es Dir so am Herzen liegt, dann geh doch schon mal auf Erkundungstour in Deiner Wunschgegend, schau Dich um, wo Du Dich wohl fühlst und welche Möglichkeiten es für uns gibt. Ich baue hier die Praxis so um, dass wir sie im nächsten Jahr gut verkaufen können. Und Du hilfst mir mit dem Neustart in Deiner Stadt.“ Sie weinte noch immer vor Glück, als sie davon berichtete.

Wie finde ich eine Balance zwischen Nachgeben und Durchsetzen meiner Wünsche?

Swoboda: Viele Frauen denken, weiblich sein heißt schwach sein. Oder Nachgeben bedeutet die eigenen Wünsche aufgeben. Das Gegenteil ist der Fall.

Mächtige Frauen führen durch Nachgeben. Widerstandslosigkeit ist der Schlüssel zur größten Macht im Universum, sagt Eckhart Tolle. Und: Power heißt, das zu bekommen was man möchte, indem man den anderen gibt, was sie wollen. Mit Nachgeben kreieren Sie eine Win-Win-Situation: Jeder bekommt, was er braucht. Ohne den anderen zu manipulieren oder zu pushen.

Ein schönes Beispiel dafür habe ich bei meiner Freundin Heidi erlebt. Wir saßen in ihrem Wohnzimmer gemütlich beisammen, bei einer Tasse Tee. Plötzlich kam ihr Mann herein. Sonst ist er ein sehr ruhiger Typ, aber diesmal war er aufgebracht und aggressiv. Er störte die friedliche Atmosphäre erheblich, indem er laut wurde und grob mit den Dingen umging. Irgendetwas im Job war schief gelaufen.

Viele Frauen hätten darauf sauer reagiert oder ihn zumindest spüren lassen, dass das Verhalten alles andere als okay war. Nicht aber Heidi. Sie ging freudig auf ihn zu, nahm seine Hände in die ihren, schaute ihm fest in die Augen und strahlte ihn dabei herzlich an. Dann sagte sie im Ton der Überzeugung: „Ach Schatz, wegen dieser Power habe ich Dich geheiratet!“ Er stand kurz ganz starr da. Als würde er aus einem bösen Traum aufwachen.

Dann musste er lachen. Sein Ärger war in dem Moment verflogen. Er nahm sie in den Arm und sagte: „Sorry, ich habe meine Wut am falschen Ort abgeladen.” Frauen, die das Prinzip des Nachgebens verstanden haben, erreichen durchaus, was sie wollen und zwar leichter als Frauen, die darum kämpfen. Der Preis dafür ist allerdings das Aufgeben des Rechthabens.

Über Regina Swoboda:

Die Raffinesse einer Frau - Werden Sie Männerflüsterin: das aktuelle Buch von Regina Swoboda; Bildquelle: Kösel Verlag

Regina Swoboda beschäftigt sich seit über 10 Jahren mit den Themen Kommunikation und Singles. Die auf Beziehungsthemen spezialisierte Trainerin und Seminarleiterin gibt seit vielen Jahren regelmäßig Männerflüsterin-, Frauenflüsterer- und Singleseminare. Sie ist Autorin des Buchs „Die Raffinesse einer Frau – werden Sie Männerflüsterin“ (erschienen im Kösel Verlag)

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