Kinderlosigkeit aus psychischen Gründen

Frustrierte Frau im Büro

Rund 20% der 45- bis 49-jährigen Frauen sind kinderlos. Knapp 15 % davon sind es ungewollt. Von ungewollter Kinderlosigkeit spricht man, wenn nach ein oder mehreren Jahren trotz ungeschütztem Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft eintritt.

Neben den zahlreichen hormonellen, genetischen und körperlichen, manchmal auch ungeklärten Ursachen kann es auch an der Psyche liegen, dass sich der Kinderwunsch nicht erfüllt. Wir beleuchten in diesem Beitrag, welche psychischen Faktoren die Chancen, schwanger zu werden, verschlechtern und eine ungewollte Kinderlosigkeit zur Folge haben können.

Psychische Aspekte der Kinderlosigkeit

„Na, wann ist es denn soweit?“ – eine Frage, die viele Paare ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nicht mehr hören können. Von Zyklus zu Zyklus steigt der Druck von außen, aber auch selbst macht man sich immer mehr Stress.

Vielfach kann durch unbewusste, seelische Belastungen, welche oftmals eine Reaktion des eigenen Körpers sind, eine Schwangerschaft ausbleiben. Oftmals zeigt der Körper diese Reaktion, um das Paar vor einer Überforderung zu schützen und zu bewahren. Diese Reaktion kann als psychosomatischer Schutzmechanismus betrachtet werden.

Belastung für Mann und Frau

Es ist in der heutigen Zeit schwer sich mit einem Problem auseinander zu setzen, für das es erstmal keine Lösung zu geben scheint. Denn schließlich gilt ja immer noch und gerade in der heutigen Zeit der Leitsatz „es gibt kein Problem, für das es keine Lösung gibt“ – für viele Paare erschütternd, wenn sie dann feststellen müssen, dass es sehr wohl Probleme und Situationen gibt, die man nicht mal eben lösen kann. Auch diverse Lösungsstrategien und Pläne, die man sich zurechtlegt, verlaufen in dieser Hinsicht meist ins Leere.

Kinder kriegen ist längst nicht mehr nur Frauensache und auch wenn der Mann in einem Großteil aller Beziehungen den stärkeren Part zugeteilt bekommt, geht eine ungewollte Kinderlosigkeit keinesfalls spurlos an ihm vorüber. Gekränkte Eitelkeit, das Gefühl zu versagen, Schuldgefühle und die Angst, den Erwartungen der Gesellschaft nicht gerecht zu werden, begleiten viele Männer in ihrem Alltag, wenn der so sehr ersehnte Nachwuchs einfach nicht kommen mag.

Grundsätzlich können folgende psychische Ursachen dafür verantwortlich sein, wenn es mit dem Nachwuchs einfach nicht klappen mag:

  • Übersteigerte Erwartungshaltung des persönlichen Umfelds
  • Ungelöste Konflikte in der Herkunftsfamilie oder mit einem früheren Partner
  • Unbewusste Schuldgefühle nach einer eventuellen früheren Abtreibung oder einer Fehlgeburt
  • Nicht gelebte Trauer bei einer Fehl- oder Totgeburt oder auch bei Verlust eines geliebten Menschen aus dem persönlichen Umfeld
  • Unbewusste Ängste beispielsweise vor Geburt, Schwangerschaft & Co
  • Paarkonflikte
  • Ungesundes Stressverhalten
  • Perfektionismus

Kinderwunschbehandlung als Auslöser für psychischen Stress?

Auch eine Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch wie IVF (In vitro Fertilisation) oder ICSI (Intra zytoplasmatische Spermieninjektion) kann die Psyche sehr belasten. Die Bereitschaft der betroffenen Paare, diese Belastungen auf sich zu nehmen, reflektiert oftmals den erheblichen Leidensdruck, der durch die ungewollte Kinderlosigkeit entsteht.

Der Wunsch schwanger zu werden wird vielfach so fokussiert, dass für den Alltag, die Beziehung und die Zuneigung zueinander kaum noch Platz bleibt. Es wird eine Vielzahl an Stresshormonen ausgeschüttet, die den weiblichen Zyklus empfindlich stören können. Dies kann zu einem ausbleibenden Eisprung führen, wodurch eine Schwangerschaft logischerweise auf sich warten lässt.

Aber nicht nur Frauen sind betroffen. Männer tragen den Wunsch zum eigenen Kind ja mit, was bei ihnen ebenfalls Stress verursacht, wenn der Wunsch unerfüllt bleibt. Das Zuviel an Stresshormonen wirkt sich beim Mann auf die Qualität der Spermien aus. Im Ejakulat finden sich dann weniger Samenzellen und die Spermien sind weniger bewegungsfreudig. Beides erschwert die Befruchtung.

Manche Frauen werden sogar erst dann schwanger, wenn sie sich mit der Tatsache abgefunden haben, niemals schwanger zu werden. So grotesk dies auch klingen mag, so logisch scheint die Erklärung dafür zu sein: Die Psyche hat nun keine Erwartungshaltung mehr, Stresshormone werden nicht mehr ausgeschüttet – der Zyklus wird somit nicht mehr gestört. Die Folge davon kann sein, dass sich der Körper nun leichter auf eine Schwangerschaft einstellt und sich der erwünschte Nachwuchs doch noch auf den Weg macht.

Was hilft?

Um Stress und Druck zu reduzieren, hilft Ruhe und Entspannung. Gönn dir und deinem Partner ein paar Tage Auszeit oder plant einen schönen Urlaub, wo ihr euch ausruhen könnt und euch vielleicht auch wieder näher kommt. In diesem Beitrag findest du zusätzlich hilfreiche Übungen zur Entspannung.

Ungewollte Kinderlosigkeit belastet. Gemeinsam zu lachen und auf andere Gedanken kommen, hilft.
Ungewollte Kinderlosigkeit belastet. Gemeinsam lachen und auf andere Gedanken kommen, hilft. ©unsplash

Kommuniziere offen mit deinem Partner über deinen Stress und Leidensdruck. Oft ist die Kinderlosigkeit begleitet von Schamgefühlen und Versagensängsten. Aber auch die Vorstellung, Mutter zu werden, kann Stress und Ängste auslösen. Diese ambivalenten Gefühle sind normal. Wichtig ist, mit deinem Partner darüber zu sprechen.

Viele Kinderwunschkliniken oder Familienberatungen bieten auch Gesprächstherapie bei diesen Problemen an. Informiert euch über die entsprechenden Angebote.

Titelbild: © kieferpix Fotolia

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