Aktuelle Wohntrends: Immobilienzukunft der Kontraste
Man lebt gerne alleine, will allerdings ans World Wide Web angebunden sein und das möglichst energieeffizient. Die Trends beim Wohnen zeigen die zunehmende Individualität der Gesellschaft.
Los Angeles, Berlin, Peking – das Architektenteam von GRAFT verteilt sich um den ganzen Erdball. Wahrscheinlich sind sie auch deshalb eingeladen worden, für das Zukunftsinstitut rund um Matthias Horx und Harry Gatterer am Immobilien Report 2016 unter dem Motto „Communicating Spaces“ zu arbeiten. Ein ganz wesentliches Thema, wenn auch nicht unumstritten:die intelligente Haustechnik bzw. Smart Homes. Darunter versteht man die Vernetzung von Haushaltsgeräten, Unterhaltungselektronik und Gebäudetechnik.
Die Grenzen zwischen physischem und virtuellem Erleben werden immer fließender, Daher scheint es den Autoren der Studie nur logisch, dass man nicht nur den Einkauf im Internet erledigt, sondern dieses auch zur Steuerung des Alltags verwendet. Das beginnt bei unterschiedlichen Licht-Szenarien und reicht bis zur Regulierung von Jalousien und Markisen bei diversen Wetter- und Helligkeitsbefindlichkeiten. Auch Wärme, Alarmanlagen und das Aufnehmen eines Filmes auf einer Festplatte zählen zu den Möglichkeiten eines Smart Homes. Idealerweise stattet man sein Heim bereits beim Bau mit derartigen Systemen aus, doch auch nachträglich lässt sich einiges modernisieren. Beispielsweise mit Funk. Alle Geräte im Netzwerk lassen sich dann mittels App oder PC steuern. Teuer wird es allerdings, wenn man die Elektroinstallationen erneuern lassen muss. Anfang 2015 ging die Online-Plattform willhaben.at davon aus, dass bis Jahresende weltweit bis zu 50 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden sein werden.
Ein weiterer Trend, den die Architekten ausmachen: so genannte „Green Buildings“. Solche Gebäude zeichnen sich durch hohe Effizienz in den Bereichen Energie, Wasser und Baustoffe aus. Gerade jetzt, wo man bei der letzten Klimakonferenz in Paris beschlossen hat, die globale Erwärmung nicht über zwei Grad Celsius hinauszutreiben, wird das Bauen von Gebäuden wie diesen umso wichtiger. Denn rund 40 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs gehen auf das Konto von Häusern. Diesen Prozentsatz zu senken, schafft man beispielsweise damit, dass nachwachsende Rohstoffe wie Holz, Stroh oder recycelter Stein verwendet werden. Ausschlaggebend für die Wahl der Baustoffe ist auch die Region. Nachhaltig baut, wer die Ressourcen der Umgebung nutzt und auf lange Transportwege verzichtet. Grüne Architektur bedeutet aber auch, bereits am Anfang an die mögliche Entsorgung des Gebäudes zu denken und die Abfallmenge so klein und/oder wiederverwertbar wie möglich zu halten. In Wien zeichnet sich etwa das Projekt „Viertel Zwei“ mit dem nahegelegenen Bürogebäude „DENK DREI“ als innovativer Wohn- und Arbeitsort aus. Erwärme, Abwärme und Solarenergie kommen hier zum Einsatz.
Immer wichtiger wird es auch, auf die demographische Entwicklung unserer Gesellschaft Rücksicht zu nehmen. Immobilienmäßig bedeutet das, dass man die eigenen vier Wände – egal ob Wohnung oder Haus – frühzeitig barrierefrei gestaltet. Aus diesem Grund gibt es immer mehr Projekte, die unter dem Planungskonzept „Generationenwohnen“ stehen – beispielsweise im zwölften Wiener Gemeindebezirk, im Salzburger Stadtteil Taxham oder im oberösterreichischen Freistadt.
Gleichzeitig nimmt die Mobilität und Individualität immer weiter zu. Laut willhaben.at-Prognose leben in Städten zunehmend Alleinwohnende. Und das betrifft nicht nur begeisterte Singles oder Studierende, sondern auch immer mehr ältere Frauen. Auf diese Art und Weise ist man auch mobiler, wenn man einmal unerwartet Land gewinnen muss/möchte. Und das ist gerade bei jungen Menschen der Fall, die noch an ihrer Karriere basteln. Ältere werden allerdings ebenfalls mobiler, wenn sie die Kinder ins Erwachsenenleben begleitet haben und beschließen, selbst noch einmal die Welt zu erkunden. Manche Architekten sind deshalb auch dazu übergegangen, variable Grundrisse zu planen. Beispiele dafür gibt es im Wiener Sonnwendviertel, in Mils/Tirol und in Sankt Gallenkirch/Vorarlberg.
Weiterführende Links:
Viertel 2 in Wien
Denk Drei in Wien
Generationenwohnen Wien
Generationenwohnen Salzburg
Raum2 in Freistadt
Sonnwendviertel Wien
Wohnbau Mils in Tirol
Tetrishaus Vorarlberg
Titelbild: © BAR