Equal Pay Day: Gleiches Geld für gleiche Leistung

Auch 2021 verdienen Frauen weniger als Männer.

Frauen arbeiten jedes 8. Jahr gratis

Die rote Tasche symbolisiert den Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen und ist daher das Symbol des Equal Pay Days; Bildquelle: istockphoto, PIKSEL
© istockphoto, PIKSEL

Frauen verdienen weniger als Männer – und das bei gleicher Qualifikation, beruflicher Stellung und Arbeitszeit. Stell dir vor, du hast die gleiche Ausbildung, machst denselben Job – und verdienst trotzdem weniger als dein männlicher Kollege. Ungerecht, oder?

Dieses Phänomen wird Gender Pay Gap genannt. Der Equal Pay Day kennzeichnet die Periode, die Frauen aufgrund der Lohnungerechtigkeit umsonst arbeiten. In Österreich sind dies dieses Jahr 46 Arbeitstage, daher fällt der Equal Pay Day auf den 15. Februar.

Österreich schneidet im Jahr 2022 mit einer Gehaltsdifferenz zwischen Männern und Frauen von „nur“ 12,7 % besser ab als im Vorjahr, da betrug der Gender Pay Gap noch 14,3 %. Aber das ist kein Grund zum Jubeln, denn durch die Corona-Krise sind die Zahlen verzerrt.

Bei der Berechnung des Equal Pay Days werden die Gehälter von Frauen und Männer bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung gegenübergestellt. Teilzeitbeschäftigung, Kurzarbeit und Jobverluste werden nicht berücksichtigt. Gerade dieser Bereich ist aber durch die Pandemie stark angestiegen.

Generell gilt beim Equal Pay Day: jedes Prozent Unterscheid bzw. jeder Tag ist zu viel.

Um auf diese Einkommensunterschiede hinzuweisen, gibt es jährlich den EQUAL PAY DAY. Initiert wurde dieser vom internationalen Karriere-Netzwerk Business and Professional Women (BPW). Jedes Jahr wird errechnet, wie viele Tage Frauen länger arbeiten müssen, um auf das gleiche Einkommen wie männliche Kollegen zu kommen.

In Österreich sind das umgerechnet 46 Arbeitstage, die Frauen pro Jahr umsonst arbeiten: vom 1. Januar bis zum 15. Februar. Das bedeutet, dass Frauen jedes 8. Jahr sogar gratis arbeiten.

Ursachen für den Pay Gap

Eine von vielen Gründen für diese Einkommensschere ist die fehlende Lohntransparenz: Über das Gehalt zu sprechen, ist weiterhin ein Tabuthema. Daher wissen viele Frauen gar nicht, dass männliche Kollegen in den gleichen Positionen um vieles mehr verdienen. Da fehlt dann die Grundlage für eine faire Gehaltsverhandlung.

Eine weiterer Hauptfaktor für den Gender Pay Gap: Rollenstereotype bei der Ausbildungs- und Berufswahl. So ist der gesamte Sozialbereich wie Pflege, Gesundheit, Erziehung und Bildung frauendominiert, während Jobs im technischen, naturwissenschaftlichen Bereich eher von Männer gewählt werden. Die frauendominierten Bereiche sind leider immer noch unterbewertet, nicht nur in der allgemeinen Wahrnehmung, sondern und vor allem beim Gehalt. Der Wert der Arbeit in diesen Bereichen ist nicht dem der männlichen Berufe gleichgestellt.

Außerdem sind es meistens Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit für die Familie unterbrechen – sei es Elternzeit oder für die Pflege von Angehörigen. Auch bei der unbezahlten Sorgearbeit, auch Care Arbeit genannt, gibt es einen Gender Gap. In Deutschland wenden Frauen 87 Minuten am Tag mehr für Care Arbeit auf als Männer.

Auch wenn Teilzeit und Care Arbeit bei der jährlichen Berechnung des Gender Pay Gaps nicht berücksichtigt wird (der Lohnunterschied basiert auf dem Vergleich von Vollzeitbeschäftigten), haben sie doch Auswirkungen bei der langfristigen Betrachtung. Denn wer nach Teilzeit oder Unterbrechung der Erwerbstätigkeit wieder einsteigt, hat mit immensen Einbußen beim Einkommen zu rechnen, die sehr lange nachwirken – bis in die Pension.

Vom Pay Gap zum Pension Gap

Geringeres Einkommen wirkt sich nicht nur auf den Kontostand und die Lebensqualität aus, sondern auch langfristig auf die Pension. Frauen leben zwar länger, die Frage ist: wovon?

Ohne ein finanzielles Vorsorgeprogramm führen die niedrigen Alterspensionen, die aktuell fast nur halb so hoch sind wie die Pensionen der Männer (42% um genau zu sein), zwangsläufig in die Altersarmut. Aber wann mit dieser Sparform beginnen – und vor allem, von welchem Einkommen etwas beiseitelegen, wenn es so oft nicht zum Leben reicht?

Wer nicht fragt, gewinnt nicht

Vielen Frauen fällt es im Business schwer, sich richtig zu vermarkten. Sie verlangen bei Gehalts- beziehungsweise Honorarverhandlungen nicht die Summe, die sie wert sind. Beim Einfordern, was ihnen zusteht, tun sie sich schwer.

Frauen unterschätzen den monetären Wert ihrer Arbeit stark und es fehlt ihnen oft das notwendige Know-How zum Verhandeln.

Auch wenn wir hier sicherlich noch einiges dazu lernen können, sollte nicht die gesamte Verantwortung auf uns abgewälzt werden. Die Politik sollte hier nachbessern: in Österreich müssen beispielsweise größere Betriebe (ab 150 Mitarbeitern) alle zwei Jahre Entgeltberichte abliefern. Das ist schon mal ein guter Schritt in Richtung Gehaltstransparenz. Das könnte doch auch für kleinere Betriebe (unter 150 Mitarbeiter) gelten, oder?

Auch interessant: In diesem Beitrag erhältst du weitere Tipps für deine finanzielle Unabhängigkeit.

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