Mehr Durchblick bei der Altersvorsorge

Mehr Durchblick bei der Altersvorsorge

Wie viel Geld werde ich im Alter übrig haben? Kann ich meinen Lebensstandard in der Pension halten?….diese und ähnliche Fragen spuken immer wieder in unserem Kopf herum.

Das Thema „Altersvorsorge“ ist zugegeben nicht besonders sexy und es wird gerne mal kurz angedacht und dann wieder in die Kiste mit der Aufschrift „um was ich mich irgendwann mal kümmern müsste/sollte“ gelegt. Mir ist es zumindest jahrelang so gegangen. Aber jetzt genug mit der „Augen zu und durch“-Mentalität – ein Fakten-Check muss her.

Welche Arten der Altersvorsorge gibt es?

Altersvorsorge für Frauen gesetzlich: die erste Säule
Sobald du einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nachgehst, wird in das gesetzliche Pensionssystem eingezahlt. Bei Angestellten und Arbeitern wird der Pensionsbeitrag automatisch vom Gehalt abgezogen, bei Selbständigen ist der Pensionsbeitrag im Versicherungsbeitrag, der an die SVS (Sozialversicherung der Selbständigen) gezahlt wird, enthalten. DIe Höhe deines Pensionsbeitrags richtet sich nach der Höhe deines Gehalts/Einkommens.

Altersvorsorge für Frauen betrieblich: die zweite Säule
Diese Säule ist nur für diejenigen interessant, die in einem Unternehmen arbeiten, die für ihre Mitarbeiter in Pensionskassen einbezahlen. Das betrifft in Österreich derzeit rund 11 Prozent der Dienstnehmer.

2003 wurde die „Abfertigung neu“ eingeführt und funktioniert ähnlich wie eine Pensionskasse: der Arbeitsgeber leistet Beiträge in eine betriebliche Vorsorgekasse, die Arbeitnehmer können den angesparten Betrag als Rente steuerfrei in Anspruch nehmen.

Für Selbständige, die nach dem GSVG pflichtversichert sind, gibt es (ähnlich der „Abfertigung neu“ für Arbeitnehmer) die Selbständigenvorsorge. Die SVS hebt die Vorsorgebeiträge ein (sind automatisch im Sozialversicherungsbeitrag enthalten) und überweist diese dann an die jeweilige Vorsorgekasse.

Altersvorsorge für Frauen privat: die dritte Säule
Diese dritte Säule wird aus bekannten Gründen immer wichtiger, gerade für Frauen: steigende Lebenserwartung, weniger Kinder, Einzahlungslücken wegen Kinderbetreuung, Teilzeit, Geschlechter-Ungleichgewicht bei Gehältern.

Hier wurden in der jüngsten Vergangenheit hauptsächlich Versicherungsprodukte angeboten, die staatlich gefördert wurden. Achtung: die staatliche Förderung gibt es nur noch für Vorsorgeprodukte, bei denen eine lebenslange Rente beansprucht wird. Also nicht, wenn der Betrag als einmalige Zahlung ausbezahlt wird. Wenn du eine einmalige Auszahlung wählst, musst du die Gewinne nachversteuern.

Die staatliche geförderte Zukunftsvorsorge hat neben dieser Unflexibilität bei der Auszahlung noch weitere Nachteile: die staatliche Förderung beträgt derzeit 4,25% und ist nach oben gedeckelt.

Gefördert werden aber nur die monatlichen Einzahlungen, nicht das Kapital, das sich im Laufe der Jahre anhäuft. So betrachtet ist die Rendite nicht sonderlich hoch. Als Bedingung für die Förderung gilt:  mindestens 60% der Aktienquote muss in Österreich sein. Wenn du bedenkst, dass eine Pensionsvorsorge auf mehrere Jahrzehnte in der Zukunft angelegt ist, ist das aus Gesichtspunkten der Risikostreuung nicht wirklich gut und weitsichtig.

Wie gehe ich das Thema Altersvorsorge an?

Du kannst besser fürs Alter vorsorgen, wenn du weißt, was finanziell Sache ist.
Du kannst besser fürs Alter vorsorgen, wenn du weißt, was finanziell Sache ist. © pexels

Am Anfang steht eine Bestandsaufnahme mit einem Blick in dein Pensionskonto. Mit Handysignatur ist das mittlerweile total easy.

Auf neuespensionskonto.at kannst du dein aktuelles Pensionskonto ansehen und dir anzeigen lassen, wie viel Geld momentan auf deinem Pensionskonto liegt und welche Pension du monatlich bei Pensionsantritt erhältst. Diese Zahl ist fiktiv und geht davon aus, dass du ab jetzt nicht weiter einzahlen würdest, die Mindestbeitragsmonate (das sind 180 Monate) erreicht hast und mit 65 in Pension gehst.

Im Pensionskontorechner kannst du mit deinem aktuellen oder einem angenommenen Einkommen errechnen lassen, wie sich deine Pension bei steigendem oder sinkendem Einkommen bis zum Pensionsalter verändert (Achtung: dieser Pensionswert wird zum heutigen Geldwert gerechnet, also ohne zukünftige Aufwertungen der Gutschriften). Hier solltest du auch kontrollieren, ob alle Versicherungszeiten aufgeführt sind und stimmen.

Damit hast du schon mal einen guten Einblick darüber, wie viel dir aus der gesetzlichen Pensionsvorsorge zusteht.

Im nächsten Schritt liste in deiner Bestandsaufnahme auf, wenn du noch weitere Ansprüche aus betrieblicher oder privater Vorsorge hast.

Wenn du diese Bestandsaufnahme abgeschlossen hast, gibt es zwei Wege, wie du das Thema Altersvorsorge angehen kannst (wahrscheinlich gibt es noch viel mehr Wege, aber ich möchte hier nur auf zwei Wege näher eingehen).

Weg 1: Du kannst dir anschauen, ob du eine Versorgungs/Pensionslücke in deiner Pension hast und diese schließen.


Info: das Wort Pensionslücke wird auf unterschiedliche Weise verwendet.

Auf der einen Seite wird es benutzt, um zu zeigen, wie hoch der Unterschied zwischen deinem letzten Netto-Gehalt und deiner Netto-Pension ist. Dazu gibt es mittlerweile zahlreiche Pensionslückenrechner im Netz.

Es wird aber auch verwendet, um aufzuzeigen wie groß der Unterschied bei den Geschlechtern ist. In Österreich liegt diese Lücke, auch Pension Gap genannt, zwischen der Männer- und Frauenpension bei 39,5% (sprich Frauen bekommen im Schnitt 39,5% weniger Pension als Männer).

Ich verwende das Wort Pensions- oder Versorgungslücke hier so, dass du dir für dich selber überlegst, wie viel du neben deiner staatlichen und evtl. betrieblichen Pension benötigst, um weiterhin gut über die Runden zu kommen. Reicht dir der errechnete Betrag aus deiner Bestandaufnahme aus, um davon im Alter zu leben?…also nicht nur leben, sondern auch Geld für Urlaube, für Unerwartetes oder einfach mal was Schönes kaufen usw…


Lass uns dazu ein Beispiel anschauen:
Gehen wir mal davon aus, dass deine Bestandsaufnahme ergeben hat, dass du EUR 1200 monatliche Pension erhalten wirst. Du schätzt, dass du pro Monat in der Pension aber EUR 2000 benötigst. Also ist deine Versorgungslücke EUR 800 pro Monat (wenn du annimmst, 90 Jahre alt zu werden, ist der fehlende Gesamtbetrag also EUR 240.000 (EUR 800 x 25 Jahre x 12 Monate).

Bei diesem Betrag ist allerdings die Inflation noch nicht berücksichtigt. Bei der Überlegung, wie viel Geld du im Monat benötigst, bist du nämlich von der heutigen Kaufkraft ausgegangen. Es hängt jetzt also davon ab, wie weit du noch von der Pension entfernt bist.

Sagen wir mal, du bist 45 Jahre alt, also noch 20 Jahre bis zur Pension. Dann benötigst du nicht EUR 240.000, sondern bei der Annahme einer 2% Inflation bereits EUR 356.600. Auf den monatlichen Betrag heruntergerechnet also nicht EUR 800, sondern EUR 1.188.

Diese Zahlen basieren natürlich auf vielen Annahmen und Schätzungen, bei denen ich nicht weiß, ob sie in dieser Form eintreten (Inflationshöhe, erwartetes Lebensalter usw.) Das ist also nur ein Richtwert. Ich finde diese Zahlenspiele trotzdem recht aufschlussreich, weil man einfach ein Gefühl dafür bekommt, was auf einen zukommt.

Mit diesen Zahlen kannst du dir dann von einem Finanzberater oder deiner Bank ausrechnen lassen, wie viel du jetzt ansparen müsstest, um dann in der Pension jeden Monat diese angenommene Versorgungslücke zu schließen.

Weg 2: Du überlegst dir, wie viel Geld du von deinem jetzigen Einkommen für deine Altersvorsorge beiseite legen kannst.

Bei diesem Weg gehst du vom Hier und Jetzt aus. Du schaust dir an, wie hoch dein monatliches Nettoeinkommen ist. Davon ziehst du deine Fixkosten wie Miete, Versicherungen, Internet sowie einen Puffer für Freizeit, Urlaub usw. ab (das sind in der Regel 50-70% vom Netteinkommen), hierbei kann ein Haushaltsplan helfen.

Je nachdem wie deine Planung aussieht und in welcher Lebensphase du dich befindest (Familiengründung, Hausbau, Ausbildungskosten für Kinder usw.) kannst du ca. 20% für mittelfristige Ziele weglegen.

Als Richtwert gilt: für Altersvorsorge sollten ca. 8-12 % vom Nettoeinkommen beiseite gelegt werden. Diesen Betrag solltest du bei steigendem Einkommen dann natürlich auch anpassen.

Egal ob du Weg 1 oder Weg 2 wählst, am Ende erhältst du einen Betrag, den du beiseite legen solltest. Wie dein individueller Ansparplan (ob Versicherungsprodukte, Investmentfonds oder ETF-Sparplan) dann genau aussieht, hängt von deiner persönlichen Risikoneigung und deinen Vorlieben ab. Informiere dich hierzu an unabhängiger Stelle.

Die hier durchgeführten Berechnungen und alle Daten wurden nach bestem Wissen und Gewissen aus öffentlich zugänglichen Quellen zusammengetragen, jedoch kann keine Haftung für die Richtigkeit im Einzelfall übernommen werden.

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