Berufstätige Mütter und Väter: was sind die größten Herausforderungen? (Teil 2)

Berufstätige Eltern ist das zukunftsweisende Modell

Zukunftsweisend: Lebensmodell mit Ausstrahlung

Familie - ein starkes Team; Bildquelle: istockphoto, Lise GagneEs gehört zu den wichtigsten Ergebnissen der Studie, dass von den neuen Paaren ein wichtiges Veränderungspotenzial ausgeht. Sie sind Multiplikatoren für eine familienfreundliche Unternehmenskultur und setzen sich für Chancengleichheit ein. 75% der weiblichen und 79% der männlichen Führungskräfte sagen, dass ihr Verständnis für Kolleg/innen und Mitarbeiter/innen mit Familie gewachsen ist. Zwei Drittel der Befragten setzen sich aktiv für Familienfreundlichkeit und Chancengleichheit in ihrem Arbeitsumfeld ein – für ihre Mitarbeiter/innen und für sich selbst.
Die finanzielle Unabhängigkeit, die sie durch das doppelte Einkommen für die Familie gewinnen, wirkt hierfür unterstützend. Sie erst ermöglicht den Befragten, mutige Schritte zur Gestaltung ihres Arbeitsumfeldes zu gehen und sich Freiräume für die Vereinbarung von Karriere und Kindern zu schaffen. Die befragten Paare sind stark berufs- und aufstiegsorientiert. Sie verfügen über eine sehr hohe Leistungsmotivation und sind bereit, Kompromisse zu schließen und auch das Private zurückzustellen. Aber sie wollen keine Karriere um jeden Preis, vor allem nicht auf Kosten der Kinder. Mit ihnen verschieben sich die Prioritäten. Die Paare nehmen Auszeiten oder reduzieren ihre Arbeitszeit, schlagen ein Angebot zunächst aus oder verzichten auf den Ortwechsel. Das Besondere an den Paare ist: Es sind nicht automatisch die Frauen, die zugunsten der Kinder zurück stecken. Die Kunst der Paare besteht darin, immer wieder aufs Neue auszuhandeln, wer welche Stufe der Karriereleiter nimmt.

Unternehmen: Zwei Schritte vor, einer zurück

Eine der wichtigsten Voraussetzungen, um Kinder und Karrieren miteinander vereinbaren zu können, sind flexible Arbeitsbedingungen. So sind 98% der Befragten der Ansicht, dass Unternehmen sie vor allem durch die Erweiterung von Handlungsspielräumen zur individuellen Beeinflussung von Lage, Dauer und Verteilung der Arbeitszeit unterstützen sollten. 90% wünschen sich, bei Bedarf auch zu Hause arbeiten zu können.
Viele Unternehmen kommen diesem Wunsch bereits nach. So geben 82% der Befragten an, dass ihr Unternehmen Arbeitszeitflexibilität ermögliche, 62% können auch ihren Arbeitsort flexibel gestalten. Doch die entscheidende Barriere für die tatsächliche Nutzung solcher Angebote liegt in der Unternehmenskultur: 46% der Befragten kritisieren, dass in ihrem beruflichen Umfeld ein hohes Maß an täglicher Anwesenheit entscheidend sei für künftige Karrierechancen. Nur in 36% der Unternehmen wird individuelle Flexibilität unterstützt, hier zählen Arbeitsergebnisse und nicht die Dauer der Anwesenheit.
Die Erfahrungen der interviewten Führungskräfte verweisen darüber hinaus auf zwei weitere wichtige Erfolgsfaktoren für das Gelingen eines Lebens mit Kindern und Karrieren: Zum einen ist die Unterstützung des unmittelbaren Vorgesetzten oder auch eines anderen Förderers im Unternehmen äußerst bedeutsam. Zum anderen ist es die eigene proaktive und kompromissbereite Haltung, die sich als ein „Geben und Nehmen“ beschreiben lässt. So haben die befragten Führungskräfte eigeninitiativ nach geeigneten Modellen gesucht, die sowohl zu den Interessen des Unternehmens als auch den eigenen Bedürfnissen passen. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass die für die Fallstudie interviewten Mütter die Dauer einer beruflichen Auszeit aufgrund der Geburt von Kindern relativ kurz gehalten haben – drei Viertel der Frauen setzten bis höchstens sechs Monate komplett aus, die Hälfte von ihnen sogar nur für den Zeitraum des achtwöchigen Mutterschutzes.
Auf der Seite der Unternehmen findet die Thematik der Doppelkarrierepaare bisher nur wenig Beachtung. Ein Dual Career Service, wie er derzeit in der Wissenschaft Einzug hält, hat sich hier noch nicht etabliert. Unternehmen unterstützen berufsbedingte Umzüge durch Unterstützung bei der Wohnungssuche oder einen Sprachkurs für den Partner, doch die Suche nach einer Fortführung der Berufstätigkeit wird nur selten unterstützt.
Was sind spezielle Herausforderungen für Väter?

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