Business Etikette für Frauen
Umgangsformen als Lebenshaltung setzen den respektvollen Umgang mit sich und anderen Menschen voraus. Das Wissen und die Kenntnis von moderner Etikette spiegelt eigenen Stil wieder, optimiert das persönliche Image und schafft Erfolg im Umgang miteinander.
Stil und Etikette gehören zu den wichtigsten Kompetenzen im Business und unterstreichen unsere Souveränität in der Kommunikation.
Ulrike Friedl-Anderle, Trainerin und Coach, hat für women30plus einen umfangreichen Ratgeber zum Thema der modernen Business Etikette zusammengestellt. Du findest hier wichtige Tipps für typische Situationen im Business und wie man sich in diesen am besten verhält.
1. Danke sagen – ein wichtiges Instrument in der Beziehungspflege
Ein vergessenes oder aus Nachlässigkeit verabsäumtes Danke kann Beziehungen nachhaltig negativ beeinflussen. Ein zum richtigen Zeitpunkt angebrachtes Danke allerdings ist Türoffner und Beziehungspflege in einem.
Wenn dir jemand einen Gefallen getan, dich mit einer wichtigen Nachricht oder interessanten Mitteilung versorgt hat, bewirkt der ausbleibende Dank negative Gefühle. Ist oft kränkend oder mindestens ärgerlich.
Selbst Menschen, für die das „sich bedanken“ selbstverständlich ist, versäumen es oftmals, wenn sie dafür den einfachsten Weg wählen könnten, nämlich eine elektronische Nachricht. Wer von uns hat sich nicht schon über eine ausbleibende E-Mail geärgert, wo wir uns ein kleines Danke erwartet hätten?
Auch im täglichen Leben gilt: sich zu bedanken ist Aufmerksamkeit und Wertschätzung, also wahrnehmen und ernst nehmen. Verstärkt durch ein Lächeln mildert es den Alltags-Stress und schafft positives Feedback.
Dank sollte angemessen sein
Die Dankes-Dosis wird am besten abgestimmt auf die Situation. Das heißt, ob als Verstärker hier ein kleines Geschenk passend ist, liegt in der eigenen Beurteilung. Die Geste des Beschenkens sollte im Rahmen bleiben, keine neuerliche Verpflichtung beinhalten. Ein kostspieliges Präsent für eine kleine Gefälligkeit kippt die gut gemeinte Tat ins negative und führt zu Missverständnissen. Es zählt allein die Geste, nicht der Preis.
Meist quillt unser Postkasten mit Rechnungen und Prospekten über, hier ein eigenhändig verfasstes Dankes-Briefchen vorzufinden, ist liebenswürdig und bleibt im Gedächtnis. Zeigt es doch, dass ich dem Empfänger besondere Aufmerksamkeit entgegenbringe.
Zum Abschluss noch eines: ist ein Dank für den Dank nötig? Es reicht völlig, wenn du z.B. in einem Mail noch ein PS anhängst oder beim nächsten Telefonat oder Gespräch noch kurz drauf eingehst.
Ich jedenfalls bedanke mich bei dir für das Lesen meiner Serie mit einem Zitat von J.W.Goethe: „Begegnet uns jemand, der uns Dank schuldig ist, gleich fällt es uns ein. Wie oft können wir jemand begegnen, dem wir Dank schuldig sind, ohne daran zu denken.“
2. Der erste Eindruck und wie man wirkt
Wirkung ist die Summe der Erwartungen und Vorstellungen, die man mit einer bestimmten Person in Verbindung bringt. Die Wirkung einer Person ist also nicht unbedingt der Mensch, so wie er wirklich ist, sondern wie er wahrgenommen wird.
Genauer kann ich dir das anhand einer kurzen Analyse diese Fotos erklären:
Die Frau im Vordergrund:
Der offene Blick ist sehr gut, ihre „straighte“ Businesskleidung ebenfalls. Die verschränkten sind hier jedoch nicht passend: die meisten Menschen nehmen verschränkte Arme als Distanz war (obwohl es ein Zeichen von Entspanntheit sein kann), dadurch verliert die Frau an Authentizität, weil sie damit ein anderes Signal sendet als mit dem offenen, lächelnden Blick.
Die Frau im Hintergrund:
Sie telefoniert und blickt dabei ihr (vermutliches) Gegenüber sehr einladend an. Nun, wenn dieser Blick gekoppelt ist an eine, eventuell auch nonverbale Entschuldigung, hier vor Publikum zu telefonieren, dann ist das okay.
Wenn das Telefonat danach kurz und bündig ist, noch besser. In der Realität ist es oft so, dass Menschen mit Hingabe telefonieren, wenn sie Zuhörer haben. Aus der, oft auch unbewussten Haltung heraus, die anderen an der eigenen interessanten Persönlichkeit teilhaben zu lassen. Ob die das wollen? Meist nicht, meist wird es als unhöflich, im schlimmsten Fall als arrogant, erlebt.
Zur Kleidung: der Ausschnitt ist für einen Business-Anzug zu tief, zuumindest sollte hier ein Tuch oder ein Schal getragen werden, bei Hosenanzüge und Kostümen besser zu gedeckteren Farben greifen, dieser Hosenanzug hier passt in die Freizeit, nicht ins Business.
Einschätzung erfolgt in Sekundenschnelle
Unser Verhalten, wenn wir einander begegnen, folgt einem Relikt aus Urzeiten: Blitzschnell hatten wir seinerzeit unser Gegenüber taxiert, um Freund oder Feind auszumachen, über Flucht oder Angriff zu entscheiden. Heute noch nehmen wir in Sekundenschnelle die andere Person nicht nur wahr, wir schätzen sie auch sofort ein: Ob sympathisch oder unsympathisch, sicher oder unsicher, wir filtern weiter nach eigenen Vorstellungen bzw. Erfahrungen:
- Kleidung und äußere Erscheinung
- Auftreten, Ausstrahlung und Verhalten
- Mimik, Gestik, Körperhaltung
- Sprache, Stimme und Blickkontakt
- Freundlichkeit und Aufmerksamkeit
Der erste Eindruck entscheidet
Dieser erste Eindruck, den wir alle voneinander haben, der immens wichtig ist, weil er die Weichen für weitere Reaktionen, Schritte und Kontakte stellt.
Es zeigt sich, dass sich bei der Begegnung mit anderen Menschen unsere Wahrnehmung zu ca. 55% an Aussehen und Verhalten, zu ca. 38% an der Stimme (Tonfall, Stimmlage, Verständlichkeit) und zu ca.7% am Inhalt orientiert.
Es gibt natürlich die Möglichkeit, den ersten Eindruck zu korrigieren, aber ein beschwerlicher, oft langer Weg, der hier auf einen wartet…
Mit diesem Wissen kannst du dein Image, also die Wahrnehmung deiner Person, wunderbar selbst steuern: du entscheidest, wie du gesehen werden willst, welches Bild du von dir abgeben möchtest, welchen Ausschnitt deiner Persönlichkeit du zeigst. Am besten triffst du deine Wahl nach dem Umfeld, in dem du dich bewegst (beruflich oder privat) nach Situation oder auch nach spezifischer Aufgabenstellung.
Dein Image spiegelt dein vielschichtiges Selbst wieder und lässt dich dennoch authentisch sein: Weil du selbst gewählt hast, welche Aspekte du von dir, von deiner Persönlichkeit, wann und in welchem Rahmen zeigst.
Positive Wirkung beim Gegenüber erzeugst du mit jenen positiven Bildern, die du ihm von dir vermittelst oder einfach formuliert: ohne Ja zu deiner Person, kein Ja zu deinen Themen.
Deshalb überlege dir genau, welches Image du vermitteln willst, denn:
UNSER AUSDRUCK MACHT EINDRUCK!
Paul Watzlawik, einer der ganz großen Kommunikationswissenschaftler formuliert es so: Man kann nicht nicht kommunizieren, wir kommunizieren immer.
Auf unsere Erscheinung, unser Auftreten, unser Image zusammengefasst: wir wirken immer und überall – und sind uns dessen bewusst….
3. Sommerlicher Dresscode im Business
Wie wenig Kleidung darf man im Sommer im Büro tragen? Gibt es einen allgemein gültigen Dresscode im Business? Wie viel nackte Haut darf man zeigen?
Wir wissen bereits, wie sehr unsere Oberfläche unser Image, also wie wir wahrgenommen werden, mitbestimmt: Wir kommunizieren immer und überall, auch mit unserer „Oberfläche“ – das bedeutet, mit allem, was wir an uns haben, was unsere äußere Erscheinung ausmacht: Frisur, Schmuck, Kleidung, Duft.
Speziell im Sommer, an den heißen Tagen, würden wir gerne in luftig, leichten Kleidchen ins Büro gehen. Oft erntet man dafür aber statt bewundernden eher verwunderte Blicke. Wie schaut nun der Dresscode im Business bei sommerlichen Temperaturen aus?
Eines vorweg: Einen für alle gültigen Sommer-Dresscode gibt es nicht.
Das Umfeld, in dem du dich bewegst, bestimmt letztendlich die Spielregeln. In erster Linie natürlich, in welcher Branche du tätig bist. Der Dresscode in einer Bank ist z.B. um einiges strenger als in einer Werbeagentur.
Strümpfe oder nicht?
Als Beispiel das Thema nackte Beine: Arbeitest du in einer Bank, werden nackte Beine weniger bis gar nicht passend sein, während wahrscheinlich in einer Werbeagentur das Tragen von Strümpfen im Sommer selten sein wird. Orientiere dich hier an deiner Umgebung bzw. an deinem Aufgabengebiet – hast du Kundenkontakt oder arbeitest du im „Back-Office“?
Dass die Beine enthaart und gepflegt sind, versteht sich von selbst. Bei sehr heller Haut, Äderchen oder blauen Flecken wirken Strümpfe jedenfalls mildernd. Wenn nun deine Beine nackt sind, die Schuhe sollten jedenfalls nicht zuviel Fuß zeigen. Eleganterweise entweder zehenfrei (Peep-Toe) oder fersenfrei (Sling-Pumps), Sandalen und Flip Flops eignen sich besser für die Sommerparty.
Dont´s bei der Kleidung
Grundsätzlich gilt für uns alle, sozusagen branchenübergreifend: verzichte auf Kleidungsstücke, die zu tief ausgeschnitten, zu eng, zu kurz, zu durchsichtige sind oder zu viel Körper zeigen (die Schultern sollten immer bedeckt und der Ausschnitt dezent sein).
Auch wenn es noch so heiß ist, im Geschäftsleben ist das Tragen von Strandkleidung oder schulterfreien Hängerkleidchen ein absolutes „no-go“. Auch Tops mit Spaghettiträgern und Hot Pants gehören an den Strand und nicht ins Büro.
Und selbst wenn wir darüber ächzen, letztendlich erscheinen wir damit kompetent und souverän und haben doch den Männern gegenüber mehr Spielraum.
Tipps für heiße Tage
Weite luftdurchlässige Kleidung aus Baumwolle, Seide oder Leinen wirkt Wunder gegen Hitzestau. Diesen Sommer sind Midiröcke oder Maxikleider (besonders praktisch sind bei der Hitze Wickelkleider) angesagt. Diese eignen sich gut für heiße Bürotage. Auch eine weit schwingende Palazzohose lässt die Luft gut zirkulieren und ist bei hohen Temperaturen daher ideal. Von den Farben her sollte man hellere und kühlere Farben bevorzugen.
An heißen Tagen im Büro solltest du viel, viel trinken. Aber nicht zu kalte Drinks mit Eiswürfeln etc., weil dann der Körper viel Energie braucht, um das Getränk im Körper aufzuwärmen. Ideal sind also lauwarme Getränke.
Der Early Bird hat es an heißen Tagen besser: wer früher anfängt zu arbeiten, kann die kühleren Temperaturen für effizientes Arbeiten nutzen und dann auch früher Schluss machen und den späten Nachmittag oder frühen Abend für einen Sprung ins kühle Nass im Freibad nutzen.
Dresscode für Männer
Für diese gilt im übrigen: immer Sakko tragen. Sollte es das Umfeld zulassen, darauf zu verzichten, dann niemals Kurzarm-Hemd mit Krawatte kombinieren. Wenn Krawatte, dann lange Ärmel (oder die kurzen Ärmel sind unter dem Sakko versteckt, was nicht so elegant, aber möglich ist).
Männer mit Stil tragen auch in eher „lockeren“ Branchen immer lange Hosen und keine Sandalen.
Immer der Nase nach
Und zum Abschluss der Duft des Sommers: Frisch und dezent, für Frauen wie für Männer – schwülstige Düfte mit Hitze kombiniert könnten bei den Anderen Übelkeit hervorrufen.
Ein paar Spielregeln, die unser Auftreten mitbestimmen und sich mit einem schönen Sommer gut verbinden lassen!
4. Business-Etikette bei der Kleiderodnung im Büro
Verpackung und Inhalt sollten optimalerweise gut aufeinander abgestimmt sein! Denn Kleidung ist Verpackung: eine gekonnte und liebevolle Verpackung unterstreicht den Wert und Ausdruck deiner Person, betont aber auch die Wertschätzung, die du deinem Gegenüber entgegenbringst. Deine Gesprächspartner nehmen den erbrachten Respekt wahr, den du mit der sorgfältigen Auswahl deiner Kleidung zum Ausdruck bringst.
Folgende Fragen stellen sich:
Wie willst du erscheinen? In welchem Rahmen bewegst du dich?
Du setzt mit deiner Kleidung, deinem Äusseren ganz bewusst Akzente, kannst dein Image steuern.
Wie wirst du von anderen gesehen? Frag dein Umfeld (Partner, Freunde), wie diese deine optische Erscheinung einschätzen. Gibt es große Unterschiede zwischen diesem Bild und deinem eigenen, solltest du an deinem Erscheinungsbild feilen, denn im Berufsleben gilt: das Fremdbild (also jenes, welches du von dir bei deinen Gesprächspartnern erzeugst) ist entscheidend.
Kleidung sendet Botschaften
Durch die Auswahl unserer Kleidung setzen wir Signale: bin ich Kumpel , Kollegin oder Autoritätsperson?
Regeln machen es einfach. Gibt es innerhalb eines Unternehmens oder eines Berufsstandes Richtlinien, so weiß man, wonach man sich zu richten hat. Wenn es keine Vorschriften gibt?
Um Anhaltspunkte zu erhalten, stelle dir folgende Fragen:
- Die Branche bestimmt dein Outfit: Arbeitest du n einem sehr traditionellem Unternehmen oder einem, das im Unternehmens-Leitbild auf „unkonventionell“ setzt?
- Gibt es große Altersunterschiede zwischen Mitarbeitern und Führungskräften oder gehören alle in etwa derselben Generation an?
- Hast du Kundenverkehr oder bist du im „Back Office“ Bereich tätig?
- Übst du eine Beratungstätigkeit aus? Wenn ja, so spiegelst du am besten die branchenübliche Kleidung wieder…
Angemessene Kleidung muss nicht teuer sein (Empfehlung: edle Stücke mit billigeren zu kombinieren), passend zu deinem Umfeld bzw. deinem Stil. Achte besonders auf gut verarbeitete Materialen und Schnitte. Der Schnitt der Kleidung soll zur Figur passen, niemals zu eng oder durchscheinend.
Prüfe immer beim Verlassen des Hauses, ob du nirgendwo einen Schmutzfleck bzw. eine Laufmasche hast (Reserven dabeihaben). Wähle besonders die Accessoires (Schuhe, Taschen, Sonnenbrille) sehr sorgfältig aus.
„No No’s“ für Business-Frauen:
- Kleidung, die zu sexy ist, zu jugendlich oder nach Freizeit aussieht, lenkt völlig von deiner Kompetenz ab: zu kurze Röcke, große Dekolletes, Spaghettiträger usw.
- großgemusterte Strümpfe
- dunkle Strümpfe zu heller Kleidung (immer heller als der Rocksaum)
- Laufmaschen
- Tagsüber Lurex
- Rüschenblusen
- Schleifchen,
- Leggings
- Schlabberlook
- Männerlook
- ungeputzte Schuhe
- Stilettos
- Plateau-Absätze
- Turnschuhe
- Schuhe, die heller als die Strümpfe sind
- Goldene und silberne Taschen oder Schuhe während des Tages
- Zu auffälliger Schmuck bzw. „Plastikjuwelen“
- sichtbare Piercings oder Tatoos
- Ungepflegte Erscheinung: herausgewachsene Haar-Tönung, „Vamp Make-Up“, greller Lippenstift, abgeblätterter Nagellack, zu schwülstiges Parfum während des Tages
Kleiderordnung bei Abendveranstaltungen
Erkundige dich im Zweifel über die Veranstaltung, manche Branchen haben eigene Codes zum Thema „Abendkleidung erwünscht“.
Für Männer gilt jedoch in jedem Fall: dunkler Anzug ab ca. 18 Uhr
Kommst du in Begleitung eines Mannes, wird die Kleidung aufeinander bzw. den Anlass abgestimmt: langes Kleid nur dann, wenn er Smoking oder Frack trägt, ansonsten Cocktailkleid zu dunklem Anzug.
Einladungs-Codes: „Black Tie“: Smoking obligatorisch, „White Tie“: Frackzwang (niemals vor Dunkelheit), Männer können jedoch einen Cut (Stresemann) auch tagsüber zu einem feierlichen Anlass tragen, Frauen dazu das Cocktail-Kleid.
Im zweiten Teil unseres Ratgebers „Business Etikette für Frauen“ widmet sich Ulrike Friedl-Anderle, den Themen Tischsitten, Nein sagen, Begrüßungsregeln und Tipps für Small Talk.
Titelbild: pexels/rawpixels