Frauen machen Karriere: Monika Jung, CEO der Valartis (Austria) Bank AG im Interview
women30plus sprach mit der Bankmangerin über ihren Karriereweg und ihre Tipps für Frauen
Monika Jung ist seit kurzem CEO der Valartis (Austria) Bank AG. Sie studierte Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien und hat einen Master of Science (MSc) in Executive Management abgeschlossen. In ihrer 26-jährigen Bankkarriere sammelte die Bad Ausseerin Erfahrungen sowohl im Private-Banking, als auch im Portfoliomanagement, in der Fondsbranche sowie im Firmen- und Privatkundengeschäft.
women30plus: War es Ihr Ziel CEO einer Bank zu werden? Was waren Ihre wichtigsten beruflichen Stationen?
Jung: Zu Beginn meiner Bankkarriere noch nicht, aber im Laufe meiner beruflichen Entwicklung habe ich mir dieses Ziel gesetzt. Mathematik bzw. Zahlen haben mich immer interessiert, daher habe ich schon als Teenagerin gewusst, dass ich keinen "klassischen" Frauenberuf ergreifen werde, sondern einen der mehr meinen Interessen entspricht. Die berufliche Tätigkeit in einer Bank war daher genau das richtige für mich.
Als Kundenbetreuerin in der Creditanstalt in Wien und Liezen konnte ich meine ersten Erfahrungen sammeln. Da ich mich weiter entwickeln wollte, habe ich mich in der Creditanstalt für das zwei jährige Akademiker-Traineeprogramm beworben und dieses absolviert. Anschließend war ich als Relationship-Managerin in der Abteilung Portfolio Management tätig und studierte parallel dazu an der Wirtschaftsuniversität Wien Handelswissenschaften mit Spezialisierung auf Finanzierungen und Finanzmärkte. Nach Abschluss meines Studiums war ich zwei Jahre als Geschäftsführerin der Julius Meinl Investment GmbH und anschließend als Leiterin der Privaten Vermögensverwaltung der Meinl Bank AG tätig. Von 2000 bis 2010 leitete ich in der Raiffeisen Centrobank AG das Private Banking. Seit Herbst 2010 bin ich Vorstandsmitglied der Valartis (Austria) Bank AG und wurde 2013 zur Vorsitzenden des Vorstandes ernannt.
women30plus: Gibt es Entscheidungen, die für Ihren beruflichen Werdegang besonders wichtig waren?
Jung: Ich habe immer in meine weitere Ausbildung investiert, nicht nur Geld, sondern vor allem auch Zeit. Durch das Akademiker-Traineeprogramm hatte ich eine gute Basis auf meinem beruflichen Weg weiter zu kommen. Das berufsbegleitende Wirtschaftsstudium war zwar anstrengend, da ich parallel dazu immer voll gearbeitet habe, aber für meinen Berufsweg sicherlich von wesentlicher Bedeutung.
women30plus: Mussten Sie berufliche Hindernisse überwinden?
Jung: Hindernisse, die ich speziell als Frau überwinden musste, gab es nicht wirklich. Ich habe, genauso wie Männer, um mein berufliches Weiterkommen gekämpft. Als Frau muss man sich eben seiner Kompetenzen mehr bewusst sein und diese auch artikulieren. Darauf warten, dass andere die Qualitäten sehen, die man hat, ist nicht zielführend. Man muss selbst aktiv sein.
women30plus: Fühlten Sie sich auf Ihrem Karriereweg irgendwann behindert?
Jung: Nein, nicht mehr oder weniger wie jeder andere.
women30plus: Was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit am besten?
Jung: Ich übernehme gerne Verantwortung. Als CEO der Valartis (Austria) Bank AG bin ich nicht nur für die strategische Ausrichtung der Bank, gemeinsam mit meinem Vorstandskollegen, zuständig sondern auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich. Menschenführung war für mich schon immer ein sehr wichtiger Teil meiner beruflichen Tätigkeit. Das unternehmerische Tun: Chancen und Risken abzuwägen, Strategien auszuarbeiten und umzusetzen, auch auf internationaler Ebene zu agieren sowie die rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu führen, macht meinen Beruf herausfordernd, abwechslungsreich und spannend.
women30plus: Hätten Sie es als Mann leichter gehabt?
Jung: Ich bin nun einmal eine Frau und das auch gerne. Ich mache mir keine Gedanken, wie ich als Mann reüssiert hätte.
women30plus: Wie vereinbaren Sie Beruf und Familie?
Jung: Ich versuche mich von meinem Beruf nicht voll vereinnahmen zu lassen. Meine Freizeit verbringe ich mit meinem Mann und meinen Freunden. Nach Möglichkeit nehme ich am Wochenende keine Arbeit mit nach Hause, um den Kopf frei für kreative Ideen zu bekommen.
women30plus: Trauen sich Frauen weniger zu als Männer bzw. was können Frauen besser machen?
Frauen sind oft zu bescheiden und warten darauf, dass man ihre Qualitäten erkennt. Allerdings wissen Frauen oftmals auch sehr genau, was sie nicht wollen. Es ist mir immer wieder passiert, dass Frauen einen Karrieresprung abgelehnt haben, da sie die vermehrte Verantwortung und den zeitlichen Mehraufwand sich selbst und ihrer Familie nicht zumuten wollten. Da sind Frauen ehrlicher zu sich selbst als Männer.
Auch bei Gehaltsverhandlungen sind Frauen erfahrungsgemäß eher abwartend, während Männer fordernder sind. Manche Frauen neigen auch dazu, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen, andere machen sich gar hinter ihrem Schreibtisch unsichtbar. Viele Männer hingegen sonnen sich gerne in ihren Erfolgen und reden bei jeder Gelegenheit darüber. Frauen können gut Netzwerke aufbauen, scheuen sich aber davor Lob und Informationen einzufordern.