Working Mum: Vereinbarkeit Familie-Job
Ein Kind verändert. Elternschaft verändert uns und unser Leben. Wir setzen andere Prioritäten und denken anders über Dinge.
Deswegen ist die Planung des Wiedereinstiegs während der Schwangerschaft so schwierig. Wir wissen nicht, was passiert. Wir können nicht abschätzen, wie sehr wir uns und unsere Prioritäten ändern bzw. anpassen, wenn ein Kind kommt. Wir können nicht abschätzen, wie die Vereinbarkeit von Familie und Job funktionieren wird.
In diesem Gastbeitrag beleuchtet Carolin von „Finde dein Mama-Konzept“ Aspekte der Vereinbarkeit und Dauerbelastung von Working Mums und wie man am besten damit umgeht.
Auch beim zweiten Kind ist es nicht klar, ob es so wird wie beim ersten. Und beim dritten oder vierten wäre es vermutlich wieder unvorhersehbar. Und trotzdem müssen wir irgendwie Entscheidungen treffen. Welcher Elternteil geht für wie lange in Elternzeit? Und am Ende der Elternzeit muss entschieden werden, wie es dann beruflich weitergeht.
Lassen sich Familie und Beruf vereinbaren?
Ja! Viele Familien leben dies vor. Beide Eltern arbeiten, das Kind bzw. die Kinder sind in einer Betreuung. Daraus lässt sich vermuten, dass es doch alle irgendwie hinbekommen. Was oft nicht gesehen oder wahrgenommen wird: wie geht es den Familien damit?
Die einen gehen gerne zur Arbeit. Manchmal ist Arbeit pure Erholung, weil wir dort eine Sache nach der anderen tun. Und nicht wie zu Hause fremdbestimmt von unseren Kids sind. Die anderen fühlen sich zu Hause in der Mutterrolle so wohl, dass sie nicht gerne zur Arbeit gehen. Vielleicht weil die Arbeit nicht so erfüllend ist oder weil es einfach so schön ist mit den Kindern zu Hause zu sein. Jeder Elternteil steckt in einer anderen Lebenssituation. Und bei jedem ist es anders. Was aber bei allen gleich ist: zwei große Lebensbereiche „müssen“ oder „sollen“ unter den Hut gebracht werden.
Passt denn alles unter einen Hut?
Viele versuchen jetzt Tetris zu spielen. Möglichst viel in den Hut zu packen. Und alles möglichst platzsparend und ordentlich in den Alltag reinzustecken. Das führt in den meisten Fällen zu Stress und Platzmangel.
Der Hut platzt oder es passt einfach nicht alles rein. Daher sollte aus meiner Sicht nicht das Ziel sein, möglichst alles unter einen Hut gesteckt zu bekommen.
Familie und Beruf ist eine Dauerbelastung
Egal wie entspannt deine Kinder sind. Egal wie toll dein Job ist. Eine Art Belastung ist es immer. Denn wir tragen Verantwortung. Sowohl für unsere Erwerbstätigkeit als auch für unsere Familie.
Wenn alles ausgeglichen ist, fühlt sich Verantwortung meist gut an. Wenn viel los ist, bzw. unser Alltagssystem durcheinandergebracht wird, wird es anstrengend. Dauerhafte Anstrengung ist eine Belastung.
Sind Belastungen schlecht?
Das Wort klingt so negativ. So als müsste es am besten weg. Keiner will Belastung, oder? Ich denke, es ist eine Frage der Definition, ob eine Belastung „weg“ muss. Es gibt viele Menschen, die sich bewusst für „belastende“ Wege entscheiden, weil es sie auf einer anderen Ebene erfüllt. Zum Beispiel fahren wir unsere Tochter zur Schule. Der Aufwand ist groß. Es schränkt uns zeitlich ein und es kommen jede Menge Spritkosten zusammen. Warum tun wir das? Weil sie so auf unsere Wunschschule geht. Dies ist übereinstimmend mit dem, was uns wichtig ist. Wir gehen also gezielt eine Belastung ein, um uns einen anderen Wert zu erfüllen.
Anderes Beispiel: ich habe ein Kundenprojekt angenommen, welches mit Reisebereitschaft verbunden ist. Nachteil ist, dass wir zu Hause viel mehr organisieren müssen und mein Mann mehr Fahrdienste machen muss als ich. Vorteil ist, dass ich mich beruflich weiterentwickeln kann. Eine bewusste Entscheidung. Daher beantworte ich die Frage nach: „Sind Belastungen schlecht?“ mit „Nein, nicht immer.“
Wichtig ist: die bewusste Entscheidung und die Reflexion
Belastung ist dann ok, wenn wir uns dafür bewusst entschieden haben. Bzw. wenn der Mehrwert auf Dauer größer ist als der Invest, den wir tätigen.
Deswegen gehört regelmäßiges Reflektieren zu den wichtigsten Tools für eine „gute“ Vereinbarkeit. Ist alles noch so stimmig? Hat sich was verändert? Ist der Mehrwert trotz erhöhtem Aufwand immer noch ausreichend?
Wenn sich Dinge ändern, muss alles wieder angepasst werden. Deswegen halte ich wenig von langfristigen Plänen. Ich halte mehr von Ausprobieren, Reflektieren und Anpassen. Und das gerne alle paar Wochen und Monate.
Beruf und Familie kann dauerhaft eine Belastung sein
Es ist nicht per se eine Dauerbelastung. Aber es ist möglich, dass es auf Dauer eine Belastung ist, Familie und Beruf zu leben. Es sind zwei große Lebensbereiche. Die sowohl emotional als auch organisatorisch belastend sein können. Beides zu kombinieren ist oft ein Drahtseilakt.
Was kann ich tun, damit es mich nicht belastet?
Bewusste Entscheidungen treffen. Dich für einen Job entscheiden, der dich erfüllt. Eine Kinderbetreuung finden, die für alle passt. Aufgaben fair zwischen Vater und Mutter aufteilen. Den Terminkalender nicht voll verplanen, sondern so luftig wie möglich gestalten. Lange Fahrtwege vermeiden. Hilfe annehmen und gezielt suchen. Einige Aufgaben outsourcen, wie z.B. Haushaltsaufgaben oder Lebensmitteleinkäufe. Sich Auszeiten nehmen. Die Zeit mit den Kindern bewusst erleben und gemeinsam Dinge tun, die Spaß machen.
Diese Liste könnte bestimmt noch länger sein. Wenn du dir mehr Vereinbarkeits-Hacks wünschst, dann schaue dir hier mein kostenfreies eBook an.
Wenn du über Wochen und Monate die Vereinbarkeit von Familie und Beruf primär als Belastung empfindest, dann empfehle ich dir: ändere etwas. Das Leben ist zu schön und zu kurz, um durchzuhalten und um einfach nur zu funktionieren. Vereinbarkeit ist sicherlich nicht immer einfach, aber am Ende doch immer irgendwie möglich.
Carolin führt den Podcast „Finde dein Mama-Konzept“.
Titelbild: © Fotolia/goodluz