Beifall für deinen begeisternden Bühnen-Auftritt

So begeisterst du dein Publikum beim Bühnen-Auftritt

Einen Vortrag halten und als Expertin bei einem Bühnen-Auftritt glänzen: Was für eine tolle Vorstellung! Und ganz richtig: Wenn du eine tolle Botschaft hast, etwas, womit die Welt ein besserer Ort wird, dann solltest du dieses Thema unbedingt auf die Bühne bringen.

In diesem Beitrag erfährst du, wie du dich auf einen Bühnen-Auftritt erfolgreich vorbereitest und was du beachten solltest.

Inhalt versus Performance

Derzeit strömen immer mehr Menschen auf die Bühnen und die Vortragsabende, Seminartage und Speaker-Events schießen wie Pilze aus dem Boden. Doch nicht jeder Sprecher und nicht jede Sprecherin schafft es, das Publikum auch wirklich über den gesamten Vortrag hinweg zu erreichen und zu begeistern.

Erinnere dich einfach mal zurück, wann du das letzte Mal in einem Vortrag gesessen hast und die Gedanken plötzlich in eine andere Richtung abgedriftet sind. Oder vielleicht hast du irgendwann das Handy in die Hand genommen und Mails oder WhatsApp-Nachrichten gecheckt. Genau dann hat der Sprecher es leider nicht geschafft, die Aufmerksamkeit des Publikums hoch zu halten.

Mit dem reinen Sprechen von der Bühne herunter ist es also nicht getan. Es gehören noch ein paar einfache, aber raffinierte Zutaten in dein Vortragskonzept, um auf ganzer Linie die Menschen für dich und dein Thema zu gewinnen. Im Speziellen ist es nämlich nicht nur der Inhalt, den du auf einer Bühne präsentierst, sondern vor allem der Auftritt als solches, der das Publikum in den Bann zieht.

Begeistern beim Bühnen-Auftritt ist Handwerk

Erfolgreiche Speaker, die die Massen begeistern, bedienen sich mit ihren Techniken und Methoden vor allem aus einem vielfach erprobten Baukasten. Was auf das Publikum teilweise spielerisch und wie Zufall wirkt, sind Dinge, die vorher trainiert und durch regelmäßige Übung perfektioniert wurden.

Legitimation mit Storytelling: Vielleicht ist es dir schon aufgefallen, dass bekannte Redner zu Beginn ihres Vortrags etwas über sich selbst erzählen. Der Laie im Publikum denkt sich hier vielleicht „Klar, der will sich vorstellen“. Im Kern geht es aber vor allem darum, die Zuhörer davon zu überzeugen, dass vorne ein Experte steht, der weiß, wovon er redet.

Mit spannendem Storytelling wird die eigene Geschichte dann auch emotionalisiert vermittelt. Profis erzählen nämlich nicht ihren gesamten Lebenslauf oder nennen sämtliche Zertifikate und Ausbildungen, sondern sie nehmen dich mit auf eine Gefühlsreise.

Gute Redner lassen ihr Publikum innerhalb weniger Momente lachen und weinen. Sie erreichen so, dass die Menschen ihnen förmlich an den Lippen hängen. Im besten Falle hat die Geschichte so viel Identifikationspotenzial, dass der Teilnehmer weiß: “Der oder diejenige da vorne kann mir helfen. Der war auch mal dort an dem Punkt, wo ich jetzt selbst stehe!“

Interaktion mit dem Publikum: Gezielt mit dem Publikum zu interagieren, bindet die Zuhörer ganz anders ein als bei einem 08/15-Standard-Vortrag. Es lassen sich über den Saal hinweg Meinungen, Stimmungen und vieles mehr per Handzeichen abfragen oder auch ganz konkret mit dem Publikum gemeinsam brainstormen.

Leonie Walter bezieht das Publikum gerne mit ein.
Leonie Walter bezieht das Publikum gerne mit ein. © Leonie Walter

Dadurch, dass der Zuschauer mitmachen kann, ist er viel eingebundener und bei der Sache, als wenn er nur zuhören soll.

Spaß und Humor: Ohne Spaß ist alles halb so schön. Niemand sitzt in einem Vortrag, um sich schlecht zu fühlen. Selbst ernste Themen haben immer auch das Potenzial zum Lachen. Wie kannst auch du es schaffen, dein Publikum zum Lachen zu bringen? Indem du dich selbst auf die Schippe nimmst!

Du kannst in deiner Rede über eigene Schwächen berichten oder wo du (zum Thema passend) früher typische Fehler gemacht hast. Eine Alternative ist es, über Dritte und deren Probleme oder Fehler zu sprechen – bestimmt finden sich da perfekte Beispiele in deinem Bekannten- oder Kundenumfeld, die sich anonymisieren lassen.

Im nächsten Schritt präsentierst du dann zum Beispiel die naheliegende Lösung. Auf diese Weise erreichst du, dass das Publikum sich dir sehr nahe fühlt und den aufgezeichneten Weg auch für sich erkennen kann.

Pausen zum richtigen Zeitpunkt: Sind die ersten (oft schwierigen) Minuten erst einmal geschafft, dann reden sich ungeübte Redner oft richtig in den Flow. Dies ist natürlich super, weil dann die richtigen Worte zur richtigen Zeit kommen und du rhetorisch wunderbar brillierst.

Gefahr dabei: Es wird ohne Punkt und Komma geredet. Und das ist für das Publikum oft „too much“. Es braucht immer auch ein wenig Zeit, um das Gehörte verdauen und mal wieder durchatmen zu können. Du darfst also üben, Sätze zu Ende zu bringen, einen sprichwörtlichen Punkt zu setzen und eine Pause zu machen, bevor der nächste Gedanke an der Reihe ist.

Achtung: Speziell Frauen neigen leider dazu, eigenständige Sätze mit dem Wörtchen „und“ zu verbinden und die Stimme am Satzende nicht abzusenken. Dadurch entsteht ein Endlos-Text, bei dem der Zuhörer irgendwann abschalten muss – aus reinem Selbstschutz. Über Minuten hinweg einem einzigen, nicht enden wollenden Satz zuzuhören, ist eine reine Überforderung. Positive Beispiele liefern hingegen Nachrichtensprecher – hier kann man wunderbar lernen, wie sich ein Satzende anhören muss.

Die Kunstpause: Die absolute Kür für gute Pausen in einer Rede sind sogenannte „Offene Loops“. Dies sind Sätze, die der Zuhörer selbst vervollständigen kann. Ein Beispiel: „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst… (Pause).“ Das Ende des Satzes ist so offensichtlich, dass selbst wenn du als Rednerin das letzte Wort nicht aussprichst, das Publikum es laut sagen wird. Und wer nicht mitspricht, der denkt sich das Wort „hinein“ dann zumindest.

Unser Gehirn ist so konditioniert, dass es den Satz auf jeden Fall vervollständigen möchte. Bedeutet: Jeder im Publikum bleibt sehr aufmerksam bei dir und hat Spaß, weil es mitmachen kann.

Flipchart-Einsatz: Wirkungsvoller als eine vorbereitete PowerPoint-Präsentation mit viel Text und Bullet-Points ist es, wesentliche Inhalte am Flipchart entstehen zu lassen. Beispielsweise lassen sich Ideen aus dem Publikum hier festhalten, Schlüsselbegriffe notieren oder einfache Grafiken entwickeln. Auf diese Weise ist Abwechslung auf der Bühne geboten und es gibt für die Zuschauer etwas zu sehen und zu erleben.

Erst der Inhalt, dann die Veredelung!

Ein Tipp noch zur Planung deines Bühnenauftritts. Du solltest dir zunächst überlegen, welche Inhalte du vermitteln möchtest und im zweiten Schritt geht es an die Veredelung. Du prüfst dann, an welchen Stellen du Storytelling, Interaktion, Kunstpausen, Flipchart und ähnliche Besonderheiten wirkungsvoll einbauen kannst. Auf diese Weise wird dein Vortrag enorm aufgewertet.

Eins ist sicher: Bei deinem nächsten Auftritt wirst du gemeinsam mit deinem Publikum sehr viel Spaß haben! Viel Erfolg dabei!

Über die Autorin

Leonie Walter
© Leonie Walter

Leonie Walter ist Trainerin und Autorin zum Thema „Auf die Bühne!“ Gemeinsam mit ihrem Mann gibt sie offene Seminare und bietet eine Trainer- und Speaker-Ausbildung in Frankfurt an. Mehr Infos unter: https://leoniemarkus.de/

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