So planst du Karenz und Wiedereinstieg

Planung erleichtert die Karenz

Aller Anfang ist schwer. Das gilt auch für den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben nach der Geburt eines Kindes. Wenn ein Kind kommt, werden für kurze oder längere Zeit Akten, Büromief und Regelmäßigkeit gegen Windeln, Frischluft und Instabilität eingetauscht. Und beim Wiedereinstieg geht dann alles wieder retour.

So planst du deine Karenz; ©istockphoto, Neustockimages
So planst du deine Karenz; ©istockphoto, Neustockimages

Wie du Karenz und Wiedereinstieg planen kannst, was du zu welchem Zeitpunkt bedenken solltest und welche Grundsätze berücksichtigt werden müssen, um Kind, Beruf und Haushalt unter einen Hut zu bekommen, erfährst du in diesem Ratgeber.

Was du schon in der Schwangerschaft planen solltest

„Ein Baby ist unterwegs.“ Gemeinsam mit den ersten Gedanken an neues Leben, mit der Suche nach Namen, Hochstuhl und Kinderwagen sollte auch die Karenzplanung einsetzen. Denn die Planung des Wiedereinstiegs beginnt schon in der Schwangerschaft.

Denn die Planung von babybedingten Ausfallzeiten ist weit mehr, als das obligate „hallo, ich bekomme ein Kind“ an den erstaunten Chef, es geht um den Umstieg in die Kinderbetreuungsphase, Absprachen und Vereinbarungen in der Partnerschaft, Arbeitszeitmodelle, Weiterbildungsmaßnahmen, Rückkehrszenarien und ähnliches.

Grundlegende Fragen können schon während der Schwangerschaft geklärt werden. Dadurch ist es nach der Geburt dann möglich, sich anfangs voll auf das Baby zu konzentrieren und „unnötige“ Gedanken vorerst auszusparen.

Das solltest du mit deinem Partner klären

Im privaten Bereich ist es jetzt sinnvoll, Vorkehrungen für die Zeit nach der Geburt zu treffen. Am besten du klärst bereits jetzt mit deinem Partner wichtige Punkte wie Ablauf und Aufteilung der Karenzzeit, Kinderbetreuung und die Organisation des Haushaltes.

Wer, wie, wann die Karenz in Anspruch nehmen will und kann, sollte bereits in diesem Frühstadium besprochen werden. Entspannte Gespräche in trauter Zweisamkeit garantieren bestmögliche Entscheidungsfreiheit und Konzentration auf das Wesentliche. Gleichzeitig muss auch klargestellt werden, wer, wann die Haushaltsführung übernimmt und welche Formen der Kinderbetreuung in Frage kommen (mehr dazu siehe Kinderbetreuungsphase).

Arbeitgeber/zuständige staatliche Stellen

Es ist wichtig, mit dem Arbeitgeber früh genug in Kontakt zu treten, um Klarheit über den beruflichen Wiedereinstieg und den gewünschten Arbeitsumfang zu schaffen. Gespräche mit dem Arbeitgeber oder den staatlichen Stellen wie Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, WAFF, ArbeitsmarktserviceArbeiterkammer Wien etc. garantieren jetzt günstige Vereinbarungen für später. 

Dabei sollte jedoch darauf geachtet werden, die Karenz nicht zu früh zu melden, da der Kündigungsschutz frühestens mit der Geburt des Kindes bzw. 4 Monate vor dem Antritt einer Karenz im Anschluss an die Karenz des anderen Elternteiles beginnt.

Das abz*Austria, ein Verein zur Förderung von Arbeit, Bildung und Zukunft von Frauen, bietet werdenden Eltern zahlreiche Informationen zum Karenzmanagement zur Verfügung.

Doch damit nicht genug, denn diese Plattform hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf von der Ebene der Frauenproblematik auf jene des Managements zu verlegen und ein systematisches Auszeitenmanagement zu schaffen. Indem Arbeitgeber Handlungsbedarf frühzeitig erkennen, rechtzeitig planen und daraus Nutzen für sich und Karenzierte ziehen, wird Schwangerschaft nicht länger zum Stressthema, sondern zum Glücksfall für alle. 

Dies führt zu flexiblen Arbeitszeitmodellen, die wertvolle Personalressourcen sichern, verkürzten Abwesenheitszeiten, geringerer Fluktuation und somit niedrigeren Eingliederungskosten für Wiedereinsteigerinnen und erhöhter Motivation seitens der Mitarbeiter. In Zeiten sich verändernder Arbeits- und Lebenswelten kann diese Orientierung an einer ausgeglichenen Work Life Balance und an familienfreundlichen Strukturen zum Erfolgsfaktor für jedes Unternehmen werden.

Bau schon jetzt soziale Kontakte zu anderen werdenden Eltern aus

Um nach der Geburt den Anschluss nicht zu verlieren, ist es sinnvoll, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, die in ähnlichen Lebenssituationen sind, und Netzwerke zu bilden. Helfen können hierbei unter anderem städtische und private Eltern-Kind-Zentren, organisierte Babyevents, etc.

Willkommen in der Karenz – an was du jetzt denken solltest

Kaum ist das Baby da, steht erst mal alles Kopf. Man muss sich an völlig neue Rhythmen gewöhnen und die eigenen Bedürfnisse erstmal nach hinten verschieben. Wenn die Anfangsturbulenzen sich aber beruhigt haben, sollte man die Zeit nutzen, um Bilanz über bisherige berufliche Tätigkeiten, Handlungsmuster und eigene Vorstellungen zu ziehen.

Mutter mit Baby
Das Baby ist da, was du jetzt bedenken solltest © istockphoto, Jani Bryson

Neustart planen

Durch die emotionale und räumliche Entfernung zum Berufsleben ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich Gedanken über die Zukunft und die eigenen Kompetenzen zu machen, Altlasten eventuell abzuwerfen und mit frischem Elan neu durchzustarten.

Beschäftigungen und Gespräche mit Menschen außerhalb des üblichen Arbeitsumfeldes eröffnen in dieser Phase neue Perspektiven bzw. verstärken oftmals den Wunsch, bald wieder dorthin zurückzukehren, wo man vor der Schwangerschaft aufgehört hat. Der berufliche Neustart bzw. Wiedereinstieg ist ein wichtiger Schritt für die spätere wirtschaftliche Unabhängigkeit jeder Frau.

Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen

Wer sich in der Karenz weiterbildet, erhöht seine Chancen auf einen erfolgreichen Wiedereinstieg. Prinzipiell haben Personen, die sich in Karenz befinden, Zugang zu allen Qualifizierungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservice. Eine spezielle Auswahl ermöglicht die Vereinbarkeit von Wiedereinstieg und Kinderbetreuung. Auch der WAFF kann in diesem Zusammenhang weiterhelfen und dient jenen, die kein festes Arbeitsverhältnis haben, als Orientierungshilfe.

Kontakt halten

Allen, die wieder in ihren angestammten Beruf zurück wollen, sei angeraten, den Kontakt zum „alten Unternehmen“ zu halten. Das kann entweder durch regelmäßige Besuche in der Firma und bei beruflichen Events sein, über den Verteiler des internen Newsletters, den Intranetzugang bzw. E-mail-Account, durch Zusendung der Mitarbeiterzeitung oder etwa durch die Übernahme von Urlaubsvertretungen oder der Mitarbeit an Projekten im Rahmen einer geringfügigen Erwerbstätigkeit innerhalb der Zuverdienstgrenze (€ 475,86/ Monat).

Äußere deinen Wunsch zur Mitarbeit unmissverständlich, und zeige Interesse an Veränderungen und Neuerungen im Unternehmen. Auch deine Bereitschaft von zu Hause aus zu arbeiten, macht deinen Willen zur Mithilfe deutlich. Prinzipiell ist der Arbeitgeber auch während der Karenz verpflichtet, über wichtige Betriebsgeschehnisse wie Konkurs, Umstrukturierungen oder Weiterbildungsmaßnahmen Bescheid zu geben. Gesetzlich einfordern kann man diesen Anspruch allerdings nicht.

Im Falle der Inanspruchnahme der Elternteilzeit ist es wichtig zu wissen, dass diese gesetzlich nur für jene Eltern Gültigkeit hat, die mit dem Kind in einem gemeinsamen Haushalt leben, beziehungsweise die Obsorge für das Kind haben.

Wenn du zusätzlich seit mindestens drei Jahren in einem Betrieb mit mehr als 20 Arbeitnehmern tätig bist, kannst du gemäß einer Vereinbarung mit dem Unternehmen bis zum 7. Geburtstag oder einem späteren Schuleintritt des Kindes eine Änderung der Arbeitszeit verlangen. Während der Elternteilzeit hast du Kündigungs- und Entlassungsschutz. Der Anspruch auf Elternteilzeit kann nur von einem Elternteil in Anspruch genommen werden.

Karenz und Kinderbetreuungsgeld

Wenn du Elternteilzeit gleich nach der Schutzfrist in Anspruch nehmen möchtest, musst du deinen Arbeitgeber innerhalb des Beschäftigungsverbots darüber informieren.

Möchtest du nach Ende der Karenzzeit in Elternteilzeit gehen, musst du dies spätestens drei Monate vor Ende der Karenzzeit beim Arbeitgeber anmelden.

Probleme gibt es hier häufig durch den Unterschied zwischen arbeitsrechtlicher Karenz und der Auszahlung des Kinderbetreuungsgeldes. Dies sind zwei verschiedene Dinge.

Die arbeitsrechtliche, abgesicherte Karenz dauert maximal 24 Monate, also bis zum 2. Geburtstag des Kindes. Der damit verbundene Kündigungsschutz endet 4 Wochen nach dem Ende der Karenz.

Für die Auszahlung des Kinderbetreuungsgeldes kann man zwischen zwei Varianten wählen. Als Pauschalsystem gibt es ein Kinderbetreuungsgeld-Konto, bei dem man die Laufzeit innerhalb der Grenzen frei wählen kann. Außerdem gibt es das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld (88% des letzten Einkommens), das zeitlich fix beschränkt ist. Bei beiden Varianten ist die Inanspruchnahme durch beide Elternteile möglich.

Kinderbetreuung rechtzeitig planen

Der Umstieg in die externe Kinderbetreuungsphase ist zweifelsohne nicht einfach. Welche Form der Betreuung ist die beste für mein Kind? Welche Varianten können wir uns leisten? Wem kann ich mein Kind anvertrauen? Das sind nur einige der Fragen, die einen in diesem Moment quälen.

Wichtig ist, dass man loslassen und Vertrauen schenken kann. Für einen guten Wechsel unbedingt erforderlich ist daher die positive Grundeinstellung zur außerhäuslichen Betreuung, die auch dem Kind vermittelt werden soll. Denn die Kinder merken sofort, wenn die Eltern ein schlechtes Gewissen haben und können sich dann weniger gut in die neue Situation einfinden.

Sorge für ein lückenloses Kinderbetreuungsnetzwerk und probiere es aus, bevor der berufliche Stress wieder einsetzt. Unerlässlich in dieser Phase sind ausreichend Zeit und ein einfühlsamer Umgang mit dem Kind. Wenn möglich, sollten regelmäßigere, kürzere Aufenthalte in der Einrichtung vorgezogen werden.

Eine Übersicht über die möglichen Formen der Kinderbetreuung gibt es hier.

Private Kindergärten und Horte in Wien findest du hier (www.kindergarten.at), nach Postleitzahlen geordnet und mit Abfragemöglichkeit nach leeren Plätzen hier (www.kinderdrehscheibe.at).

Bei der Wahl der Betreuungseinrichtung sollte Folgendes beachtet werden: pädagogische Ausrichtung, Umgang mit Kindern und Grenzen, Angebot, Rahmenbedingungen wie Anfahrtszeit, Preis und Öffnungszeite, eigener persönlicher Eindruck vor Ort, Leitung/MitarbeiterInnen.

Wiedereinstieg: so gelingt die Rückkehr

Wenn der Tag der Rückkehr an den Arbeitsplatz naht, haben die meisten Mütter ein mulmiges Gefühl. Auf der einen Seite ist es eine neue Erfahrung, von dem Kind, mit dem man davor 24 Stunden am Tag verbracht hat, nun einige Stunden pro Tag getrennt zu sein. Dazu kommt, dass viele Frauen damit hadern, ob sie der Herausforderung Job nach der beruflichen Auszeit noch gewachsen sind.

Wieder an den Arbeitsplatz
Die Rückkehr an den Arbeitsplatz soll gut vorbereitet sein © pexels

Setz dich nicht zu sehr unter Druck

Auch im Unternehmen selber werden der Wiedereinsteigerin nicht nur positive Gefühle entgegengebracht. So haben vielleicht Kollegen während ihrer Abwesenheit Aufgaben und Kompetenzen übernommen und fürchten nun, diese wieder zu verlieren. Andere wiederum glauben, du schaffst den Job nicht mehr oder du bist eine Rabenmutter, die ihr Kind im Stich lässt.

Grenzen setzen

Berufstätige Mütter müssen lernen, sich selbst und anderen Grenzen zu setzen. Perfekte Organisation, ein gutes Netzwerk, auch für den Notfall, Delegieren und ein Umdenken bei allen Beteiligten ist notwendig, um einen reibungslosen Tagesablauf garantieren zu können. 

Hilfreich ist es, schon einige Zeit vor dem Wiedereinstieg mit dem Chef und den Kollegen zu besprechen, welche Aufgaben und/oder Projekte du als erstes angehen wirst. So kannst du dich in Ruhe vorbereiten und schauen, ob du dir neue Kenntnisse aneignen musst.

Arbeitsbesprechung
Besprich schon vor der Rückkehr die Projekte, die du bearbeiten wirst © pexels

Das Leben hat sich mit dem Kind verändert, Anforderungen und Kollegen möglicherweise auch. Ein schlechtes Gewissen ist beim Wiedereinstieg jedoch fehl am Platz, denn auch eine „working mum“ hat Zeit und Liebe für ihr Kind und garantiert damit Zufriedenheit auf beiden Seiten.

Professionalität ausstrahlen

Wichtig ist, dass du immer professionell auftrittst. Lass Probleme mit deinen Kindern oder der Betreuerin außen vor. Gespräche darüber haben im beruflichen Umfeld genau so wenig verloren wie über den Partner. Nimm möglichen Gegnern, die meinen, du bist mit Kind nicht mehr so leistungsfähig, den Wind aus den Segeln, indem du freundlich auf diese zugehst.

Rückhalt in der Familie

Stelle sicher, dass dein Partner deine Entscheidung, wieder zu arbeiten, voll unterstützt. Das stärkt dich emotional. Außerdem ist es bedeutend einfacher, wenn auch dein Partner in gewisse organisatorische Aufgaben eingebunden ist wie z.B. das Kind zur Tagesmutter bringen oder Pflegeurlaub nehmen, wenn es krank ist.
 
Titelbild: © deagreez_Fotolia

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