Wiedereinstieg Buchtipp Muttertier @n Rabenmutter

Kinderwunsch

Humorige Aufarbeitung des Themas Wiedereinstieg

Wiedereinstieg: Beste Freundinnen zwischen Mutterstress und Jobsuche; Bildquelle: Gmeiner Verlag

Der Wiedereinstieg in den Beruf nach einer längeren Kinderpause verläuft nicht immer glatt und unkompliziert.Viele Fragen und Ungewissheiten plagen die Mütter: welcher Job lässt sich mit der Familie vereinbaren? Habe ich nicht längst den Anschluss verpasst? Traue ich mir Kinder und Job überhaupt zu, ohne dass eines von beiden zu kurz kommt?

Diese Fragen stellen sich auch Maxi und Hanni, die Hauptfiguren des Romans „Muttertier@n Rabenmutter“.

Witzig, ironisch und mit einer guten Portion Situationskomik erzählen die beiden Autorinnen Geschichten aus dem Leben von Müttern, die wir alle kennen: über Dauerstress im Alltag, ignorante Personalleiter, zickige Supermamas, kleine Nervensägen, Mutterglück und Freundschaft aus Kindertagen. 

Zum Inhalt:

Maxi und Hanna aus Mönchengladbach  – einst waren sie beste Freundinnen, drückten zusammen die Schulbank, wollten gemeinsam studieren. Dann trennten sich ihre Wege und nach Maxis Hochzeit herrschte lange Funkstille.

Nach zehn Jahren treffen sie sich ausgerechnet beim Surfen im Internet wieder und ein paar Mails später stellen Maxi und Hanna fest, dass sie inzwischen wieder einiges gemeinsam haben: Kinder, Stress und keine Aussicht auf ein eigenes Einkommen. Endlich sind sich die beiden wieder einig: für ihr Mutterglück brauchen sie ganz schnell einen Job!

Sehr amüsant und mitreissend geschrieben!

„Muttertier @n Rabenmutter“
erschienen 2011 im Gmeiner Verlag
EUR 9,90

Wir haben die beiden Autorinnen zum Interview gebeten, um mit uns ihre Erfahrungen zu teilen.

women30plus: Worin sehen Sie die größten Stolpersteine beim Wiedereinstieg in den Beruf nach der Geburt eines oder mehrerer Kinder? Was raten Sie Frauen, die vor dem Wiedereinstieg stehen?

Sonja Liebsch
Sonka Liebsch, privat

Sonja Liebsch: Die größten Stolpersteine liegen meines Erachtens in der Arbeitszeit. Wenn die Frau zeitlich flexibel ist, Betreuungslücken mit Oma / Opa abdecken kann und noch in einem Angestelltenverhältnis ist, sieht der Wiedereinstieg gar nicht so schlecht aus.

Sobald aber keine Familie vor Ort ist, wird es schwieriger. Die Betreuungszeiten in den KiTas enden zumindest in Deutschland in der Regel um 16.00 Uhr.

Und seien wir mal ehrlich: Das reicht doch auch für ein dreijähriges Kind. Nur eben nicht für einen Vollzeitjob. Leider wird auch bei sehr vielen Teilzeitstellen erwartet, dass man regelmäßig auch nachmittags arbeitet und dann natürlich länger als bis 16.00 Uhr.

Ein anderer Stolperstein ist die Ausbildung. Akademikerinnen sind für die meisten Teilzeitstellen überqualifiziert und kommen nicht mal in die engere Wahl.

Ich rate Frauen, die schwanger sind, den Kontakt zum Arbeitgeber während der Elternzeit nicht abreißen zu lassen und auch mal auszuhelfen, wenn dort Not am Mann ist. Eine gute Rechtschutzversicherung ist auch nicht verkehrt 😉

Nives Mestrovic
Nives Mestrovic, privat

Nives Mestrovic: Ich finde, dass wir jungen Frauen uns all zu selten Gedanken vor dem Ausstieg aus dem Job machen. „Meine Arbeit wurde geschätzt. Ich kann sicherlich jederzeit wieder einsteigen. Mir wird das nicht passieren, was die anderen Frauen so berichten.“

Das sind so die Sätze, an die wir glauben. Junge Frauen sollten bereits bei ihrer Ausbildung genau überlegen, ob der angestrebte Beruf überhaupt familientauglich ist.

Die Berufswahl ist meiner heutigen Überzeugung nach die entscheidende Basis. BWL-er gibt es wie Sand am Meer und es kommen jährlich immer mehr davon dazu. Sich auf einem so hart umkämpften Arbeitsmarkt zu behaupten, ist schwierig bis unmöglich.

In Film und Fernsehen wird es uns vorgemacht. Bis 40 nur Karriere und dann ab 40 Kinder kriegen, nachdem die Karriere so dermaßen zementiert ist, dass da keiner am Fundament rütteln kann.

Wie Sonja es treffend gesagt hat, liegt die Kunst darin, erst gar nicht auszusteigen, um wieder einsteigen zu müssen. Das ist dann ein Kraftakt und sehr stressbehaftet, so dass sich viele Frauen gegen den Job entscheiden. Zudem sind unsere Partner wirklich gefordert, uns zu unterstützen und selber auch auf einen Schritt in der Karriere zu verzichten.

women30plus: Welchen Job hatten Sie beide vor der Geburt Ihrer Kinder?

Nives Mestrovic: Ich hatte vor der Schwangerschaft eine neue Stelle in Amsterdam in Angriff genommen.

Sonja Liebsch: Ich war vor der Geburt meiner Kinder Leiterin einer Tourist-Info.

women30plus: Haben Sie sich schon vor der Schwangerschaft Gedanken darüber gemacht, wie Sie Familie und Beruf unter einen Hut bekommen? Hatten Sie konkrete Vorstellungen und Pläne für die Zeit danach?

Nives Mestrovic: Ich habe mir keine Gedanken gemacht. Dazu hatte ich auch gar keine Zeit, denn meine Nächte waren so dermaßen kurz, dass ich tagsüber damit beschäftigt war, neben dem Baby meinen Schlafmangel aufzuholen.

Sonja Liebsch: Nein, ich hatte auch keine konkreten Pläne. Ich wusste ja nicht, wie das Leben mit Kindern in der Praxis aussieht. Ich hatte während der Schwangerschaft daran gedacht, evtl. nach einem halben Jahr wieder stundenweise von zu Hause aus zu arbeiten, aber als mein Sohn dann auf der Welt war, konnte ich mir das gar nicht mehr vorstellen. Das war im ersten Jahr ein 24-Stunden-Job für mich.

women30plus: Wie sah Ihr beruflicher Werdegang nach der Geburt Ihres Kindes/Ihrer Kinder aus?

Sonja Liebsch: Nach meinem ersten Sohn hatte ich Glück. Bei meinem Arbeitgeber war nach 2 ½ Jahren eine passende Teilzeitstelle frei und ich griff zu. Beim zweiten Kind gab es keine passende Stelle für mich. Also machte ich mich selbstständig als Spiele- und Romanautorin. So gesehen war die Tatsache, dass ich zu neuen Wegen gezwungen wurde, ein großes Glück für mich.

Nives Mestrovic: Nach der Geburt ging es in die gleiche Richtung wie bei Sonja, in die Selbständigkeit, allerdings im Internet-Marketing.

women30plus: Sieht die Gesellschaft beruftstätige Mütter tatsächlich immer noch als Rabenmütter und Mütter, die bei den Kindern zu Hause bleiben, als Muttertiere?

Sonja Liebsch: Die Gesellschaft? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Mütter selbst es sind, die diejenigen, die sich für den anderen Weg entschieden haben, in die entsprechende Schublade stopfen und sich gehässig über sie auslassen. Vielleicht, weil sie mit ihrem eigenen Weg nicht ganz glücklich sind. Ich kann es mir nicht anders erklären. Wir Mütter sollten viel mehr zusammen halten. Wir brauchen uns.

Nives Mestrovic: Ja, wir Frauen hacken uns gerne regelmäßig die Augen aus. Wir sind nicht tolerant. In Ostdeutschland haben die Frauen keine Probleme damit, in die eine oder andere Schiene gedrückt zu werden. Dort war es immer schon so, dass Frauen arbeiten oder zu Hause bleiben konnten.

In Westdeutschland gehen uns die familiären Strukturen kaputt; die Unterstützung der Großfamilie fehlt, die Weisheit und die Gelassenheit. Wir sollten in unseren Familien wieder näher rücken, das wäre sicherlich ein guter Anfang. Arbeitgeber wissen um diese Missstände und können es sich nicht leisten für eine Mitarbeiterin zu zahlen, die immer wieder nicht im Job ist.

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