4 Tipps für finanzielle Unabhängigkeit für Frauen

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In finanziellen Belangen besteht immer noch eine großes Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern. Weiterhin verdienen Frauen schlechter als Männer, nehmen längere Berufspausen für die Kindererziehung und arbeiten häufiger in Teilzeit. In vielen Fällen ist es um die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen nicht gut bestellt.

In Österreich liegt der Gender Pay Gap, also der Unterschied im Einkommen zwischen Männern und Frauen, immer noch bei 12,7% (Stand 2022). In Deutschland beträgt die Lohnlücke sogar 18%. Diese Tatsache und die häufigere Teilzeitbeschäftigung führt dann dazu, dass Frauen auch in der Pension viel weniger erhalten als Männer. So bekommen Frauen im Durchschnitt 825 Euro im Monat weniger Pension als Männer!

Die nachfolgenden Tipps von Sonja Ebhart-Pfeiffer, Vorstandsmitglied des Österreichischen Verbands Financial Planners, sollen Frauen helfen, ihre Finanzen künftig in Angriff zu nehmen und in Richtung finanzielle Unabhängigkeit zu gelangen:

1. Finanzielle Unabhängigkeit: Weg mit der rosaroten Brille

Noch immer verlassen sich zu viele Frauen in Finanzdingen auf ihren Partner/Ehemann. „Mein Mann wird schon für mich sorgen“ – wer nach diesem Prinzip lebt, läuft Gefahr, böse Überraschungen zu erleben. Was tun, wenn die Beziehung scheitert. Überraschende Trennungen oder gar Schicksalsschläge sind nämlich keine Seltenheiten. In Deutschland und Österreich werden fast 4 von 10 Ehen geschieden.

„In solchen Fällen geraten viele Frauen in finanzielle Schwierigkeiten, weil sie sich nie eingehend mit dem Thema Geld beschäftigt haben. Sie können dann ihren gewohnten Lebensstandard alleine – schon aufgrund des oftmals geringen Einkommens – nicht halten“, erzählt Ebhart-Pfeiffer aus ihrer täglichen Beratungspraxis.

Denn während die langfristige Finanz- und Anlageplanung häufig Männersache bleibt, verwalten Frauen eher alltägliche Ausgaben. So trivial es auch klingt: Sich mit den eigenen Finanzen auseinderzusetzen, ist das erste und oberste Gebot. „Zuallererst sollte die finanzielle Ist-Situation erhoben werden. Es gilt alle Einnahmen und Ausgaben zu definieren und im nächsten Schritt dann zu entscheiden, welchen monatlichen fixen Sparbetrag man zur Seite legt.“, rät die Finanzexpertin.

2. Selbstbewusstsein: Verlangen, was Frau zusteht

Eine zusätzliche Möglichkeit zum Sparen ist natürlich mehr Geld zu verdienen. Wir befinden uns im Jahr 2021 und trotzdem klafft die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen noch immer weit auseinander. Das zeigt auch der Equal Pay Day jedes Jahr auf. Er gibt Auskunft, wie viele Arbeitstage Frauen kostenlos arbeiten, 2020 waren es in Österreich 56, in Deutschland sogar 77 Arbeitstage.

Auf dieses strukturelle Problem hat eine Einzelperson leider kaum Einfluss, allerdings können Frauen aktiv etwas tun, um ihre Chancen auf höheres Einkommen zu steigern. „Viele Frauen bringen nicht den Mut auf, nach Gehaltserhöhungen zu fragen, sondern warten, bis der Vorgesetzte zu ihnen kommt. Anlässe wie größere Verantwortung oder gelungene Projekte sollten aktiv genutzt werden, um zu verhandeln. Wer öfter fragt, erhöht auch seine Chancen. Männer agieren hier eher nach dem Motto ,Frechheit siegt’ und pokern hoch“, erläutert Ebhart-Pfeiffer. Die Expertin ist auch überzeugt, dass Frauen zuliebe eines sicheren Arbeitsplatzes öfter auf einen finanziell lukrativen Jobwechsel verzichten als Männer.

3. Mut: Schweigen ist Silber, Reden ist Gold

Generell sieht Ebhart-Pfeiffer die Entwicklung von „Frauen und Geld“ positiv. „Im Allgemeinen steigt das Bewusstsein für das eigene Vermögen und damit auch die Nachfrage für Finanzberatung. Dies ist teilweise auf die Nullzinspolitik zurückzuführen, die auch viele Frauen veranlasst, Veranlagungen abseits des Sparbuches zu tätigen. Was früher nur Akademikerinnen beschäftigt hat, ist nun auch in der Mittelschicht angekommen“, weiß die Expertin.

So boomen derzeit Finanzblogs, -Podcasts und Gruppen in Social Media, die die Wissenslücken im Bereich Finanzen schließen wollen. Auch Finanzberatungen speziell für Frauen werden vermehrt angeboten.

„Es kommt oft vor, dass Frauen, zwar über ihren Schatten springen und zur Beratung kommen, dann aber keine Entscheidungen treffen“, beobachtet Ebhart-Pfeiffer. Generell ließe sich beobachten, dass Frauen bei Anlageentscheidungen deutlich konservativer agieren als männliche Investoren. „Ein risiko-affines Anlageverhalten ist per se nicht schlecht, führt in extremer Ausprägung aber dazu, dass nur sehr niedrige Erträge erwirtschaftet werden, was einer inflationsbedingten Geldvernichtung gleichkommt“, warnt die Expertin.

4. Solidarität: Baby-Rucksack nicht alleine schultern

Kinderbetreuung ist immer noch hauptsächlich Frauensache – diese Tatsache bezahlen Frauen mit Blick auf die eigene Pension aber recht teuer, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Sobald die Kinder etwas größer sind, steigen viele Frauen zwar wieder ins Berufsleben ein, sind aber meist nur teilzeitbeschäftigt – und das reißt ein Riesenloch in die Pension.

Die Höhe des Einkommens als Bemessungsgrundlage für die Pension wird nämlich über alle Berufsjahre hinweg gerechnet, nicht nur über die „Bestverdiener-Zeit“. Darüber hinaus werden – oft schon mit Eintritt der Schwangerschaft – alle laufenden Sparpläne in die Altersvorsorge gestoppt.

„Ein großer Fehler“, so Ebhart-Pfeiffer, die in diesem Zusammenhang auch mehr Solidarität von den Männern einfordert: „Hier muss man auch die Väter der Kinder in die Verantwortung nehmen. Sie sollten innerhalb der Familie einen Ausgleich schaffen und die Altersvorsorge-Sparpläne ihrer Frauen übernehmen.“

Ein wichtiger Schritt in finanzielle Unabhängigkeit ist, in der gesetzlichen Pensionsvorsorge ein sogenanntes Pensionssplitting zu beantragen. Wenn der Mann erwerbstätig ist und der Frau die Betreuung der gemeinsamen Kinder obliegt, kann ein freiwilliges Splitting für die ersten vier Lebensjahre des Kindes vereinbart werden. Die Frau erhält dann eine Gutschrift von ihrem Partner, die ihre eigene Pension erhöht.

Der Antrag muss bis zum vollendeten siebenten Lebensjahr des Kindes gestellt werden. „Das Pensionssplitting ist im neuen Regierungsprogramm als verpflichtend vorgesehen. Das wäre ein großer Fortschritt für alle Frauen und würde die Pensionslücke zumindest teilweise entschärfen“, so Ebhart-Pfeiffer abschließend.

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